Der neue Bushido
"Der neue Bushido liest sich mit Gewinn", schreibt die "Zeit". Er selbst (Co-Autor Marcus Staiger) nennt es "ein Gesprächsangebot".
Anis Mohamed Youssef Ferchichi, der den meisten Menschen unter seinem Rappernamen Bushido bekannt ist, beschreibt in diesem Buch anhand von persönlichen
Beobachtungen und Erinnerungen das Leben von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, die noch immer als Ausländer wahrgenommen werden, obwohl sie zum Teil bereits in dritter Generation
hier leben.
Ferchichi weiß, was es heißt, in einem reinen Ausländerviertel mit eingeschränkten Perspektiven groß zu werden. Er berichtet aus seiner eigenen Jugend und
beschäftigt sich mit der Frage, warum so viele Kinder aus der Unterschicht das Interesse an der Schule verlieren, warum die »Ausländer« immer nur in Gruppen anzutreffen sind, wie arabische Frauen
ihre eigene Stellung innerhalb der Gesellschaft behaupten und was wirklich in den orientalischen Cafés passiert, jenen geheimnisvollen Orten, an denen anscheinend Selbstjustiz geübt wird und die
als Sinnbild der Parallelkultur schlechthin gelten. Ferchichi greift die drängendsten Fragen der Migrationsdebatte auf und entwirft das authentische Bild eines jungen Menschen, der zwischen den
Kulturen aufgewachsen ist und doch seinen Weg gemacht hat.(Amazon)
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16.06.2013 · Er gilt als unideologischer Denker, dessen Schriften immer wieder für Kontroversen sorgen: Peter Sloterdijk erhält den Börne-Preis und wird mit einer rhetorischen Glanzrede von Hans Ulrich Gumbrecht geadelt.
In der Londoner Tate Modern ist am Sonntag ein Werk aus Mark Rothkos berühmtem „Seagram“-Zyklus entstellt worden. Mehreren Quellen zufolge besteht die Schmiererei in der unteren rechten Ecke des großformatigen Werks von 1958 aus dem Namen „Vladimir Umanets“ und der bizarren Phrase „a potential piece of yellowism“ („ein potentielles Gelbismusstück“).
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Mehr interkulturelle Verantwortung – jetzt!
Die Kulturpolitische Gesellschaft (KuPoGe) hat am 29. Juni 2012 ihren Kulturpreis vergeben, an das KulturForum
TürkeiDeutschland und seinen Vorstandssprecher Osman Okkan.
Anlässlich der Preisverleihung hat die Kulturpolitische Gesellschaft eine Presseerklärung
(s. Pdf) veröffentlicht, in der eine interkulturelle Agenda gefordert wird.
Wie die Künstler um ihre Rechte kämpfen.
Debatte ums Urheberrecht im 3sat:
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Der Tod des Autors findet auch in der digitalen Welt nicht statt
In der Ausgabe 5/2012 des Bibliotheksdienstes hat sich der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann in einem Aufsatz mit den "Spielregel in der digitalen Welt" beschäftigt.
Er glaubt, dass wir in diesem Jahr an einer Wegmarke stehen. Die Herausforderung besteht für Zimmermann darin, jetzt tragfähige Modelle zu
entwickeln, um im Internet kultur- und kreativwirtschaftliche Güter gegen Entgelt anbieten zu können. Hierfür wird es erforderlich sein, in entsprechende Plattformen zu
investieren. Datenschutzrechtliche Regelungen gilt es aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln, damit keine Nutzerprofile erstellt werden können. Urheber und Verwerter
müssen einen angemessenen wirtschaftlichen Ertrag aus der Nutzung der Werke ziehen können. Nur dann wird es ihnen möglich sein, in weitere Produkte und Dienstleistungen zu
investieren.
Damit dieses gelingen kann, muss die Wertschätzung gegenüber dem geistigen Eigentums gestärkt werden, schreibt Zimmermann weiter. Hierfür
ist ein Perspektivwechsel von Nöten. Zurzeit wird der Wert geistigen Eigentums vor allem unter Verbotsgesichtspunkten diskutiert. Es geht darum, illegale Kopien zu
verhindern. Erforderlich ist, die Perspektive hin zur Chance aus dem Schutz geistigen Eigentums zu wechseln. Nur wenn geistiges Eigentum geschützt ist, lohnt es sich,
in die Verbreitung von Werken zu investieren. Genauso wie materielles Gut respektiert werden muss, damit die Wirtschaft florieren kann, muss auch geistiges Gut
respektiert werden, damit künstlerische Werke überhaupt erstellt werden können.
Auch die Debatten um kollektiv erstellte Werke und die Ablösung des Autors durch Kollektive sind Diskussionen, so meint Olaf
Zimmermann, die letztlich nur eine kleine Gruppe an Kulturschaffenden betrifft. Die überwiegende Mehrzahl der Künstler will mit dem Werk als sein Schöpfer in
Verbindung gebracht werden. Gleichfalls möchte die überwiegende Zahl der Nutzer ein Werk als eine Arbeit eines bestimmten erkennbaren Autors bzw. Künstler
identifizieren können. Der bereits oftmals ausgerufene Tod des Autors findet auch in der digitalen Welt glücklicherweise nicht statt.
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Vielen Ausstellungs- und Museumsbesuchern sind die geltenden Kriterien für "gute Kunst" völlig schleierhaft. Hanno Rauterberg verspricht, Licht ins Dunkel zu bringen mit seinem Band "Und das ist Kunst?! Eine Qualitätsprüfung".
Eine Künstlerin engagiert eine Werbeagentur, um sich selbst als junge erfolgreiche Künstlerin vermarkten zu lassen. Und viele Betrachter stehen ratlos davor
und fragen sich: Ist das nun Kunst? Entsteht Kunst erst durch Vermarktung? Und: Ist das nun gute Kunst - oder schlechte? Warum ist es gut - warum schlecht?
An diese Betrachter richtet sich Hanno Rauterberg mit seinem Buch "Und das ist Kunst?!" Er will Mut machen zum eigenen Kunsturteil und plädiert für die
Emanzipation der Kunstbetrachter von der professionellen Kunstkritik. Mit dieser geht der Kunstkritiker der Wochenzeitung "Die Zeit" hart ins Gericht: Bis zum Hals steckten die meisten Kollegen
im Sumpf der Interessen des Kunstmarktes, mit niemandem wollten sie es sich verderben, für die Künstlerin und ihre Werbeagentur am liebsten gleichzeitig den Aufsatz im Katalog und den Bericht in
der Zeitung schreiben. Unabhängige Kritik? Fehlanzeige! Ergebnis, so Rauterberg: 90 Prozent der auf Messen und Ausstellungen, selbst in Museen gezeigten Gegenwartskunst sei schlicht
"Schrott".
Soweit - so deutlich. Doch was setzt Rauterberg dagegen? Zunächst einmal will er aufräumen mit "den zehn populärsten Irrtümern der Gegenwartskunst" - die
Zahl ist absichtsvoll gewählt, hier sollen zehn geheiligte Gebote der modernen Kunst vom Sockel gestoßen werden: Nein, gute Kunst müsse nicht irritieren, sie müsse sich nicht verweigern, nicht
wahrhaftig sein, nicht kritisch, nicht frei von Virtuosität - und, nein, auch nicht alles könne gute Kunst sein. Das ist so überspitzt formuliert wie es eine gute Polemik sein sollte. Nur weil
ein Werk irritiert, nur weil es sich kritisch mit sozialer Ungerechtigkeit auseinandersetzt, ist es noch keine große Kunst. Aber hatte das vorher jemand behauptet?
Den zehn Geboten der Verweigerung setzt Rauterberg seinen eigenen Kanon entgegen - und der setzt nicht auf Abwehr, sondern auf Öffnung: Gute Kunst müsse "das
Kunstgefühl des Betrachters rühren", sie sei nichts ohne Emotion und Einfühlung. Dem Betrachter solle das gute Werk "unvertraute Gefühle" bescheren - ihn nicht lediglich mit purer Gewalt
schockieren oder mit reiner Schönheit betören. Nichts soll das Werk ihm aufzwingen, viel eröffnen. Verständlich soll es für ihn sein. Begeistern soll es ihn so, dass er es wieder sehen möchte.
Seine Investition in Kunstbetrachtung und Beurteilung soll sogar "in einem produktiven Verhältnis zum Ertrag" stehen.
Was Rauterberg hier skizziert, ist nicht weniger als eine kopernikanische Wende im Kosmos der Kunst: Legionen von Zahlenreihen und Kalendarien aus dem
unterkühlten Reich der Konzeptkunst landen im Abseits. Galerieräume voll rätselhafter Materialschlachten aus Industrieschrott und Alltagskrempel werden an die Peripherie verfrachtet. Autistisch
um sich selbst kreisende Kunstbetriebs-Reflexionen werden schlicht als langweilig geoutet. Und im Zentrum erscheint stattdessen: Der Betrachter. Seine Gefühle. Erfahrungen. Erkenntnisse. Und
plötzlich ist klar: Die Vermarktungskünstlerin mit ihrer Werbeagentur kann hier nicht punkten, denn viel zu schlicht verdoppelt ihr Konzept eine Realität, die den Alltag des Betrachters eh schon
bis zum Erbrechen bestimmt. Viel zu wenig hat sie ihm zu bieten.
Wer hier im Namen der Freiheit der Kunst Einspruch erheben will, sollte Rauterbergs kluges Buch erst gründlich studieren. Dass der Betrachter Vorleistungen
zu erbringen hat, sagt der Autor deutlich. Es geht nicht ohne das vergleichende Sehen, das Heinrich Wölfflin in die Kunstgeschichte eingeführt hat, nicht ohne fleißige Museums- und
Ausstellungsbesuche. Mit dieser Arbeit darf und muss aber auch ein neues Selbstbewusstsein einhergehen - so Rauterberg. Und man kann sich tatsächlich gut ausmalen, wie viel reizvoller eine
Gegenwartskunst sein könnte, die sich nicht mehr mit einem ratlosen, sondern mit diesem selbstbewussten Betrachter konfrontiert sähe. Unter all den "Gebrauchsanweisungen für Gegenwartskunst", die
uns dieser "Kunstsommer" beschert hat, sticht Rauterbergs Buch auf jeden Fall als echter Denkanstoß hervor.
Rezensiert von Alexandra Mangel
Hanno Rauterberg: Und das ist Kunst?! Eine Qualitätsprüfung
S. Fischer Verlag
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