Kunst - Konsum - Kommerz - Kreativität
Promotionvideos großer Marken können mitunter ästhetisch und sogar ethisch richtig gut sein, müssen sie natürlich nicht, wie die von Hornbach z.B. Aber es geht auch anders. Einige Beispiele lassen sich auf dieser Seite finden.
Und ja, nicht die Kapitalismus-Keule vergessen. Aber wie schon in der Vergangenheit: Kapital setzt auf Profitmaximierung, manchmal fällt dabei aber auch ein kultureller Wert ab, ganz vorsichtig gesagt. Und immer öfter geht es in der Werbung für bestimmte Spitzenprodukte nicht so sehr um Namen, Produkt und Logo.
Schauen wir uns das also an - genießen wir das ruhig und lernen davon. Und nehmen wir´s mit Humor da, wo´s geht. (Dank an Fulvia Milton für die Anregung).
Und dann macht einer wie Marc Rebillet Werbung für Edeka mit elektronischer Produktvernetzung im Juni 2021. Soll das etwa eine Win-win sein?
TOTAL VIRAL - ALSO GENIAL?
Der Discounter setzt auf Werte. Ok, mal was anderes als Nackensteak für 0,99. Und ok, auch bei mir Sentimentalo flossen Tränen.
Die trocknen schnell, wenn Mamas Wünsche sich so aufdrängen: Schule schwänzen und sich irgendwo im Nirgendwo volltrunken verlieren. Alkexzesse und gebrochene Herzen gegen zwei Jahre Pandemie-Verluste? Die sind vorbei und werden wohl kaum gesüsst mit 5000 "unvergesslichen Gewinnen" von Pennys Produkten/Azubi-Angeboten. Klappt das, damit verlorne Jugendzeit nachholen?
KUNST FÜR ALLE?
Lars Eidinger und die Aldi-Ledertüte
Schauspieler Lars Eidinger hat eine Tasche designt, die aussieht wie die Aldi-Tüte von Günter Fruhtrunk, die aber 550 Euro kostet. Ist das jetzt eine gelungene Hommage oder ein elitärer Quatsch?
fragt Judith Brachem in MONOPOL vom 18.1.20 (https://www.monopol-magazin.de/lars-eidinger-aldi?slide=3).
In diesem Zusammenhang erfährt man - durchaus überraschend, dass das ursprüngliche ALDI-Design künstlerischen Ursprungs ist, nämlich auf das Werk "Progression Etude 1" des abstrakten Malers und Kunstprofessors Günter Fruhtrunk aus den 60/70ern zurückgeht:
Was passiert aber, wenn diese Tüte im Originaldesign nun in einer auf 250 Exemplare limitierten Version aus Leder unter dem Siglum LE 1 erscheint?
Nicht mehr und nicht weniger als eine Art intermedialen Upcyclings, das auf den Fotos von Benjakon durchaus in einer neuen Qualität gegenüber dem Massenartikel Plastikbeutel aufscheint. Und ganz Unrecht hat Eidinger nicht, wenn er in diesem Zusammenhang die Frage nach der "Ästhetik des Alltags" aufwirft.
An diesem Objekt allein ließe sich keine ernsthafte ästhetische Debatte aufhängen, denn der Medienwechsel in den Künsten (auch in der Produktion von Kitsch, Jeff Koons docet) ist nun eigentlich nichts wirklich Neues.
Und diese Präsentation des neuen Modells entspricht eher der aus den Medien und seinem Instagram-Account bereits bekannten performativen Bizzarerie des Schauspielers, der sich ja nicht auf diese Kunstform beschränkt. Und oft statt eines glamourösen Ambientes sich eher einer Ästhetik des Hässlichen bedient, was ja nicht unbedingt weniger werbewirksam sein muss.
Der "Shitstorm wegen Pose vor Obdachlosen-Schlafplatz" (https://www.deutschlandfunkkultur.de/550-euro-aldi-tasche-von-lars-eidinger-shitstorm-wegen-pose.2156.de.html?dram:article_id=468340) wurde ausgelöst durch dieses gepostete Foto:
Die getroffenen Optionen hinsichtlich des Produkts, des Designs und des kommerziellen Aspekts sind eine Sache. Mir bleiben hier vor allem Fragen offen nach eventueller Verletzung von Persönlichkeitsrechten, von hier allerdings nicht identifizierbaren Obdachlosen, weshalb nicht vorverurteilt werden sollte. Eine andere Frage betrifft Lars Eidingers Erklärung "Ich sehe mich in diesen Bildern selbst", ist das nun rein deskriptiv zu verstehen oder ein sozialkritischer Ansatz, ist das ehrlich, ethisch oder eine ästhetische Vereinnahmung von Armut? Und kann das denn so ein Foto überhaupt? Fragen, die wir nur sehr bedingt beantworten können.
22.01.20 Paul
WERBEKAMPAGNE
Dieses Video (Kurzfassung) wird auf Facebook und Twitter kommentarlos zensiert - wegen der Message oder der Nacktheit?
Das ZEITmagazin N°4/2018 präsentiert zur Berliner Fashion Week einen Kurzfilm
und Fotos von Jonas Lindstroem (Kamera: Nicolai Niermann), Titel: „ES WAR GUT ABER DAS IST BESSER“. Ein Modefilm, auch wenn das nicht gleich auffällt. Die einzelnen Marken sind penibel im Journal
aufgeführt. Der Film beschäftige sich „mit der Lebens- und Erlebenswelt junger Menschen unter 30“ und mit „Mode als Massenphänomen“.
Und die ästhetische Frage: Kunstfilm und/oder Modefilm?! Oder die gelungene
Synthese?
In Revision etablierter kapitalismus- und konsumkritischer Perspektiven beschäftigen sich die Beiträge des Bandes mit der ästhetischen Stimulation, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts von der modernen Warenwelt und dem Massenkonsum ausgeht. Zur Debatte stehen dabei der künstlerische Wert von Werbekampagnen, Lichtreklamen, Schaufensterauslagen oder Kaufhausarchitekturen ebenso wie die vielgestaltige Rhetorik des Markendiskurses und die literarische und bildkünstlerische Anverwandlung dieser Phänomene. Ergründet wird die eigentümliche Ambivalenz aus Abgestoßensein und Faszination, mit der nicht nur Individuen auf die allgegenwärtigen Verführungsangebote der Warenwelt reagieren, sondern mit der auch die Kunst in Moderne und Postmoderne die lebensweltliche Dominanz der Warenflut zu verarbeiten sucht - so der Verlag. Leseprobe: Klicken bitte.
Aktuelles Design-Thema: Nachhaltigkeit
zu kurz kommt dabei noch der Aspekt der Ästhetik
S.22
S.26
S.28
S.29
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