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Zum Geleit

 

 

I. Ein Überblick

 

 

II. Zur Ausstellung

 

 

III. Hommage an Peter Weibel

 

 

Der großen Trauer über den Verlust des künstlerisch-wissenschaftlichen Vorstands des ZKM, Peter Weibel, verleiht das Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe mit diesem Video Ausdruck, nur wenige Tage nach seinem Tod am 1. März 2023 im Alter von 78 Jahren: Seine Tätigkeit in fast einem Vierteljahrhundert ist so nachhaltig und damit gleichsam ein Abriss der Geschichte der Neuen Medien in diesem Jahrtausend. 

1944 in Odessa geboren, war Peter Weibel ein Protagonist, Künstler, Theoretiker und Kurator mit einer visionären Kraft für dieses neue Zeitalter der Digitalisierung, der "Algorithmischen Revolution", seiner "Renaissance 3.0". Ein Prophet der Neuen Medien, deren revolutionären Charakter er nicht müde wurde, immer wieder auch mit Selbstironie und Charme vorzustellen: Nicht mehr Abbildungsapparate der Realität, sondern selbst deren "Erzeugermaschinen", auf dass das ZKM sowohl die "Arche Noah der Medienkunst" und zugleich die "Zukunft für Kunst und Medien" (= ZKM) repräsentiere, so Peter Weibel..,

 

 

# Es gibt für mich zwei Arten von Wundern. Zunächst sind da die Wunder der Natur in unzähliger Anzahl, die zugleich auch unfassbare Wunder sind – vom Gehirn des Menschen bis zum Planeten Erde selbst. 

Auf der anderen Seite gibt es ebenso die Wunder der Technik. 

 

# Der Unterschied zwischen dem sogenannten natürlichen Fortschritt der Evolution und dem menschengemachten Fortschritt ist im menschlichen Willen zu sehen, die natürliche Evolution durch eigene Kreativität zu beschleunigen. Technologie ist vielleicht als eine Evolution zweiter Ordnung zu bezeichnen.

 

# Die Kunst in ihrer höchsten Form ist keine Abbildungstechnik, sondern ein Akt der Erkenntnis, ein Akt der Künstler:innen wie ein Akt der Betrachtenden. Die Medienkunst ist deshalb so wichtig, weil sie weit über die mimetische Funktion der klassischen Künste hinausreicht. 

 

Peter Weibel, der künstlerisch-wissenschaftliche Vorstand des ZKM, im Interview zur Ausstellung »Renaissance 3.0«

 

 

Lynn Hershman Leeson

 

 

Lynn Hershman Leeson (*1941 in Cleveland, Ohio) gehört zu den ersten und auch einflussreichsten Medienkünstlerinnen. Während der letzten fünf Jahrzehnte hat sie in den Bereichen Fotografie, Video, Film, Performance, Installation und interaktiver sowie netzbasierter Medienkunst Wegweisendes geleistet. Thematisch hat sie ganz systematisch gesellschaftspolitische Fragen in ihre Kunst geholt:  Rassismus, die Rolle der Frau, Sehen und Gesehenwerden, Überwachung und Identität. Dabei kommt  sie frühzeitig zur Feststellung vom Tod der Intimität der Persönlichkeit: "Privace has been murdered". Zugleich setzt sie ihre Arbeiten mit modernsten Technologien um und schon in den 1980ern mit einem Touchscreen zur interaktiven Einbeziehung des Publikums.

Ihre Werke wurden weltweit in mehr als 200 großen Ausstellungen gezeigt und befinden sich in den Sammlungen namhafter Museen und privaten Sammlungen. In enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin realisierte das ZKM 2015 in Kooperation mit den Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg die erste umfassende Retrospektive, die nicht nur einen Überblick über alle Schaffens-phasen von Lynn Hershman Leeson gewährt, sondern auch die neuesten Produktionen der innovativen Künstlerin präsentiert.

 

Mit staatlichen Überwachungstechnologien, dem polizeilichen Einsatz von KI setzt sich die Künstlerin 2018-2021 in Shadow Stalker auseinander:

 

 

Shadow Stalker besteht aus drei Teilen:

  • Einem Film, der die Geschichte von Predictive Policing (etwa: Vorhersagen für die Polizeiarbeit), digitalem Identitätsdiebstahl und den Gefahren von Data Mining (computergestützter Auswertung von großen Datenmengen) skizziert.
  • Einer Installation, die digitale Skizzen von Teilnehmern erstellt, um persönliche Informationen über sie anzuzeigen, die aus Internetdatenbanken abgerufen wurden, wobei nur ihre E-Mail-Adressen verwendet werden.
  • Eine von Francis Tseng erstellte Predictive Policing-Website, die den Prozentsatz der vorhergesagten Verbrechen nach Postleitzahl anzeigt. 

Es zeigt sich, wie eng hier Kunst mit Wissenschaft und Investigativjournalismus vernetzt ist.

Credits: im Untertext des Videos

 

THÉORIE DES PRODIGES - THEORIE DER WUNDER

Regie, Musik & Videodesign: Karl Biscuit; Choreografie: Marcía Barcellos mit live Gesang; Koproduktion: Théâtre National de Chaillot, Maison de la Culture de Nervers, Hivernales d’Avignon, Théâtre de Grasse, Centre des Arts d’Enghien.

 

„What’s wrong with our world? What happened?“

so bricht hartes Englisch einer Männerstimme aus dem OFF hinein in eine anfänglich fast zärtlich-leichte Atmosphäre von Tanz und die Rezitation der Vortragenden in melodischem Französisch.

"Wir haben alles und doch stimmt etwas nicht. Warum sind wir das, was wir sind, und wie sind wir so geworden?" fragt der Untertext von Théorie des Prodiges. 

 

Seins-Fragen einer Performance "zwischen Physik und Metaphysik. Der Tanz entfaltet vor Projektionen seltsamer Landschaften eine Flut surrealer Bilder und lädt mit großem Erfindungsreichtum zum Träumen ein." Ein Traum-Spektakel mit Live-Gesang, mittelalterlichen und barocken Melodien und philosophischen Fragmenten über die Entstehung, die Entwicklung von Sprache, Sternen,  Unendlichkeit und Kosmos. „Philosophie macht Spaß, Tanztheater auch“, ist das Motto von Marcía Barcellos und Karl Biscuit, den Gründern von Système Castafiore aus dem südfranzösischen Grasse. 

Körperliche Eleganz einzigartig eingebettet in einen multidisziplinär und multi-dimensional ausgestatteten Rahmen auch dank 3D-Effekten.

 

 

Beethoven X – The AI Project

 

 

Als Beethoven im März 1827 starb, gehörten zu seinem Nachlass auch vierzig Skizzen für eine unvollendete X. Sinfonie.

Ein Team von Experten für maschinelles Lernen und Musikwissenschaft nutzte diese Skizzen, um eine künstliche Intelligenz zu erschaffen, die vollenden sollte, was der Meister nie geschafft hat. Dazu gehörten Michael Schuld (Produzent), Matthias Röder (Projektleiter), Ahmed Elgammal (KI-Künstler und Experte für maschinelles Lernen), Walter Werzowa (Komponist) und die Musikwissenschaftler Mark Gotham und Robert Levin.

Die 10. Sinfonie wurde mit dem Beethoven Orchester Bonn vor einem Live-Publikum uraufgeführt.

Im Interview mit der nmz online führt Walter Werzowa, zu den konkreten Arbeitsvorgängen mit der KI aus:

"Es fängt schon damit an, dass wir ganz früh herausgefunden haben, wie wichtig es ist, der KI die richtigen Fragen zu stellen und sie auch richtig zu füttern. Wir hatten am Anfang die so genannten Feeds eingelesen und die KI das Gesamtmusikmaterial, das zur Verfügung steht, gelehrt."

Bald wurde dann klar, dass der Mensch Beethoven mit Kopf und Körper, seinem Wissen, seinen Erfahrungen, Gefühlen in seiner historischen Zeit wie auch zum Zeitpunkt des konkreten Komponierens, "alles was unseren Genius, den Beethoven, ausgemacht hat", nicht in Algorithmen zu übersetzen ist.  "Die KI analysiert so genau und ohne Subjektivität, dass das wirklich eine absolute, hundertprozentige Essenz von Beethoven ist." Dem Komponisten Werzowa war aber auch klar: "Kreativität ist Auswahl. Es ist sicher, dass Beethoven hunderte, wenn nicht gar tausende Einfälle gehabt hat. Was ihn ausgemacht hat ist, dass er die richtigen gewählt hat. Die KI hat jetzt quasi das Gleiche gemacht: Ich habe hunderte, wenn nicht tausende Möglichkeiten bekommen von einzelnen Teilen, aber die KI ist nicht so weit, dass sie da etwas Fertiges auswirft."  

 

 

Hans Magnus Enzensberger 

 

 

Als Leihgabe der Sammlung Würth Schwäbisch Hall ist Hans Magnus Enzenbergers Landsberger Poesieautomat 2006 das erste Exponat im Literaturmuseums der Moderne gewesen. Enzensbergers "Poesiemaschine" kann mit ihrer KI 10 hoch 36 Textvarianten erzeugen (zum Vergleich: 10 hoch 9 = 1 Milliarde). Mit jedem Knopfdruck verschwindet also ein Unikat und ein anderes taucht auf. Ein Festhalten via Foto oder Stift und Papier ist deshalb ausdrücklich erwünscht.

Film: Johannes Kempf, #LiteraturmuseenMarbach, www.dla-marbach.de

Video: 11.10.2020

 

Textprobe (Wikipedia): 

"Brühwarme Andacht unter Zeitdruck. Dieser gelehrige Edelmut vor dem Sturm.

Und diese sinnreichen Orgasmen: Purer Zufall! Dabei gelingt uns das schon.

Einstweilen schnell noch zähflüssige Schlussrunden. Grundsätzlich sparen!

Sprechstunden. („Deine Freunde sind eben so neurotisch.“) An der Basis dumpfe Wut.

Die eiserne Stechuhr sagt mehr über uns als die Vernunft. Neuerdings dichten wir eben.

Ausbrüche. Ratlosigkeit. Abblätternde Paradiese. Im Zweifelsfall sind wir dran."

 

 

Video 15.02.2023

 

Giuseppe Lo Schiavo (*1986, Pizzo/ Italien) präsentiert Antropogenica (dt. "menschengemacht", 2022), das Werk, seit Februar 2023 Teil der ständigen Sammlung des Museum of Contemporary Digital Artist ist. Lo Schiavo schuf das Werk für Urban Pixels, eine vom MoCDA in Zusammenarbeit mit Essilor Luxottica kuratierte Gruppenausstellung, die im Frühjahr 2023 am Times Square (New York) gezeigt wurde.

Das Video wurde im anamorphotischen Verfahren produziert, einer Technologie der Filmindustrie zur Veränderung des Filmformats, das wie hier die Illusion eines 3D-Raumes schafft.

Mit Antropogenica verweist der Künstler auf Größe, Größenwahn wie Zerstörungskraft des Menschen mittels eines surreal anmutenden Settings in der Sixtinischen Kapelle, wo ein Elefant fast unter 16.000 Einwegflaschen be-graben wird, sich aber laut trompetend durch die Wand befreien kann. Die Anzahl der Plastikflaschen entspricht dem weltweiten Verkauf pro Sekunde, wie es auf der Web des Künstlers heißt: https://www.giuseppeloschiavo.com/antropogenica/.

Aus der Biografie von Giuseppe Lo Schiavo ergibt sich die Symbiose von Kunst und Wissenschaft, auf die sich Peter Weibel auch mit seiner ZKM-Ausstellung Renaissance 3.0  so nachhaltig beruft. So heißt es beim Künstler:

"Giuseppe Lo Schiavo ist ein preisgekrönter bildender Künstler, der zwischen London und Mailand lebt. Mithilfe von KI und maschinellem Lernen, virtueller Realität, Infrarotsystemen und Mikroorganismen im Labor konzentriert sich die Recherche des Künstlers oft auf gegensätzliche Elemente: Schöpfung-Zerstörung, Vergangenheit-Zukunft, analog-digital, real-virtuell."

 

 

 

 

Opernhaus Zürich/PROJEKTILart

 

 

Zur Premiere von Richard Wagners Siegfried im März 2023 begeben sich Zürcher:innen bei einer neuen Ausgabe des audiovisuellen Lichtspektakels auf der Fassade des Opernhauses auf eine immersive Reise in die fantastische Welt des RINGS in Unterwasserwelten, in die Tiefe der Erde nach Nibelheim, auf einen Ritt mit den Walküren oder in das Versteck eines Drachen.

Eine speziell für die Ausstellung KUNST + KI - Maschine + Mensch ausgewählte

Lichtinstallation, die hier im Unterschied zu anderen audiovisuellen Unter-nehmungen lichtkünstlerischer Gebäudebespielungen kongenial mit der  Musik  von Richard Wagner arbeitet. 

Zwei weitere Produktionen zum Ring-Zyklus in Zürich stehen auf Youtube zur Verfügung.

 

 

 

 

Jana Winderen

 

Frühlingsblüte in der Marginal Ice Zone - Monitor-Mischung

 

Jana Winderen ist eine in Norwegen lebende Künstlerin mit einem wissen-schaftlichen Hintergrund in Mathematik, Chemie und Fischökologie. Ihre Praxis legt besonderes Augen- und Ohrenmerk auf Audioumgebungen und Kreaturen, die für Menschen schwer zugänglich sind, sowohl physisch als auch akustisch.

Die marginale Eiszone ist die dynamische Grenze zwischen dem offenen Meer und dem ökologisch extrem gefährdeten Meereis.

Die Zuhörer:innen erleben die Blüte des Planktons, das Treiben und Knistern des Meereises in der Barentssee um Spitzbergen in Richtung Nordpol und die Unterwassergeräusche von Bartrobben, wandernden Arten wie Buckelwalen und Orcas und von jagenden Seelachsen, Krebstieren und laichendem Kabeljau, alles im Kontext der Frühjahrsblüte.

 

 

Rafaël Rozendaal

 

Times Square Project, 2015, GIF

 

Das Museum Folkwang zeigt noch bis August 2023 in einer groß angelegten Ausstellung digitale und analoge Werke Rafaël Rozendaals (*1980 Amsterdam). In seinen abstrakten Arbeiten setzt sich Rozendaal oft mit kunsthistorischen Bildformen und mit Wegbereitern der Kunst des 20. Jahrhunderts auseinander. Color, Code, Communication, so der Titel der Essener Schau, ist die erste monografische Ausstellung des in New York lebenden Künstlers in einem europäischen Museum.

Schreibt das Museum zu den zum Verkauf angebotenen NFTs von Rozendaal:

"Schon Anfang der 2000er-Jahre konzipierte und verbreitete der Künstler Werke in Form von Websites als Unikate. Seit gut drei Jahren realisiert Rozendaal seine Kunst als NFTs. Die „Non Fungible Token“ basieren auf einer Technologie, die digitale Kunst in einer fälschungssicheren Liste von Datensätzen (Blockchain) als Unikat verifiziert. Jeder Token hat einen Eigentümer, wobei die Informationen und das Werk selbst auf verschiedenen digitalen Plattformen öffentlich zugänglich sind."

 

Polychrome Music, 2022. (Still) NFT Generator (on-chain). In Zusammenarbeit mit Danny Wolfers. Eingebetteter Code. Ton per Klick auf die Animation auf: 

https://www.colorcodecommunication.com/de/polychrome-music

 

 

Transformers

noch bis zum 30. APRIL 2023 im Frieder-Burda-Museum, Baden-Baden

Diese Ausstellung verwandelt das Museum in einen Ort, an dem die Besucher:innen Avatare treffen können, menschliche Maschinen, die sich bewegen, sprechen und lernen und beobachten können vielfältige Bewegungen, Sprache und  Reaktionen dieser Wesen. Das Publikum kann erleben, wie eine elektronische weiße Maus mit einer Kerze spricht und sich von einer Figur verführen lassen, die subjektive und objektive Reaktionen hervorruft und der Beurteilung der Betrachter:innen aussetzt.

Technologisch scheinen die hier vorgeführten Figuren nur andeutungsweise zu vermitteln, wozu Robotik heute schon tatsächlich in der Lage ist, wenn man an die weltweiten Demonstrationen mit humanoiden Robotern denkt, die auch  im Netz in großer Zahl präsentiert werden. 

 

 

 

 

Richard Siegal

 

 

Inspiriert von Oskar Schlemmers Bühnenexperimenten und Walter Gropius‘ Idee vom Totaltheater am Bauhaus hat zu dessen 100. Jahrestag ein interdisziplinäres Team eine virtuelle Welt erschaffen, in der der Frage nach der Beziehung Mensch-Maschine im digitalen Zeitalter im Metier des Tanztheaters nachgegangen wird. 

Der US-amerikanische  Choreograf Richard Siegal hat, basierend auf Idee und Dramaturgie der Interactive Media Foundation, eine Choreographie entwickelt, die über Body Scanning- und Motion-Capture-Verfahren digitalisiert und im drei-dimensionalen Raum neu arrangiert wurde.

Für die Gestaltung der Szenographie und Kostüme sowie die technische Umset-zung sorgten die Experten von Artificial Rome.

Die Musik wurde von den Einstürzenden Neubauten eigens für dieses 360°- Video komponiert und eingespielt.

Mit entsprechendem VR-Headset vielleicht nicht nur für sporadische Gäste im virtuellen Raum ein nachhaltiges Erlebnis inmitten dieses Figurenwirbels in der Unendlichkeit.

 

 

 

Maria Schrader

 

Ich bin dein Mensch von Maria Schrader aus dem Jahr 2021:

Die melancholische Komödie handelt von der Begegnung zwischen einer Frau  und einem humanoiden Roboter als ein Zwischenwesen aus hoch entwickelter Robotik und einem Menschen mit Leib, Geist, Gefühl und Seele.

In seiner Kritik kommt Dietmar Dath von der F.A.Z. zu interessanten Schluss-folgerungen: „Komik, Technik, Phantastik und die ganz großen Menschheitsfragen: Maria Schraders Science-Fiction-Dramakomödie Ich bin dein Mensch macht mehr richtig als die beste Maschine.“ Dath unterstreicht die „visuelle[…] Kraft“ des Films, die „subtilen Vergleichseinladungen zwischen Stimmungsebenen, bis in die Soundtrackfeinheiten“ und die „überdurchschnittlich sorgfältig gearbeiteten Dialoge“ wie die überhaupt „hohe Sprachsensibilität des Drehbuchs“ und kommt zum Schluss, dass Ich bin dein Mensch „sich sogar etwas erlauben kann, das Science-Fiction eigentlich immer leisten sollte, im Kino aber kaum je hinkriegt: philosophische Fragen über technisch-naturwissenschaftliches Erkennen und Können in historisch vergänglichen sozialen und psychologischen Konstellationen zu untersuchen“.

 

 

 

Jake Elwes

 

 

Die Zizi-Show (2020) ist ein Deepfake-Drag-Kabarett, eine virtuelle Online-Bühne, auf der eine bahnbrechende neue Show mit einer besonderen Note stattfindet. Sie zeigt Darbietungen, die mit Hilfe der Deepfake-Technologie konstruiert wurden und durch das Beobachten einer Gruppe von menschlichen Darstellern lernen, wie man Drag macht. Die Zizi Show nimmt einen der vorherrschenden Mythen über KI auseinander, nämlich die Vorstellung, dass "eine KI" etwas ist, das wir mit einem Menschen verwechseln könnten.

Dagegen ist ein Deepfake oder Deep Fake ein mit Hilfe Künstlicher Intelligenz erstelltes Bild oder Video, das authentisch wirkt, es aber nicht ist. 

Die Körper in der Show wurden von neuronalen Netzen generiert, die mit einer Gruppe von Drag-Künstler:innen trainiert und gefilmt wurden, um Trainingsdaten in einem Londoner Kabarett zu erstellen, das während COVID-19 geschlossen war. 

Bei jedem Akt ist das Publikum eingeladen, mit der Website zu interagieren und damit zu spielen, welche Deepfake-Figuren welche Lieder vortragen sollen. Manchmal scheitert das, wenn die KI unmögliche Positionen oder verschiedene queere Identitäten zu kombinieren versucht. Sie kann sogar ihre Skelettskizze offenbaren, auf dem das Deepfake aufgebaut ist.

Die Zizi Show konstruiert und dekonstruiert zugleich ein virtuelles Kabarett, das die Grenzen dessen auslotet, was man sich auf einer digitalen Bühne vorstellen kann.

 

 

 

KI FRIDA

 

 

Wenn es noch eines Beweises bedarf, was rasante KI in den Künsten kann, dann  - und bitte nicht als "Letzte Meldung" dieser Ausstellung werten, die in Kürze schon überholt sein wird - dann diese hier:

Wissenschaftler haben einen KI-gesteuerten Roboter gebaut, der in der Lage ist, Bilder nach einfachen Textanweisungen zu malen. 

Der am Robotics Institute der Carnegie Mellon University, einer privaten Forschungsuniversität in Pittsburgh (Pennsylvania), entwickelte FRIDA-Roboter nutzt generative künstliche Intelligenz in ähnlicher Weise wie die viralen ChatGPT und Dall-E 2.

Der Roboter, der sich von anderen Kunstwerken oder Fotos inspirieren lässt, kann durch Benutzereingaben sein eigenes einzigartiges Kunstwerk schaffen, geht aber noch einen Schritt weiter als diese anderen Systeme, indem er ein physisches Kunstwerk produziert und zwar auf Papier oder Leinwand.

Ob dieser technologische und nur bedingt innovative Trick  auch künstlerisch erfolgversprechend sein kann, muss sich allerdings erst noch bewahrheiten.

 

 

 

Justine Emard

 

 

Dieser Organismus lebt! In der begehbaren Installation hängen große mundgeblasene Glasskulpturen. Durch eine Künstliche Intelligenz (KI) gesteuert, erscheinen und verschwinden sie, wechseln ihre Farben und scheinen miteinander zu kommunizieren. Feine metallene Geräusche verstärken den Eindruck, dass es sich hier um eine uns fremde Art der Verständigung handelt.

Eine Künstliche Intelligenz, die auf das Verhalten von Bienenvölkern trainiert wurde, erweckt die Objekte zum Leben. Sie reagiert auf die Anwesenheit des Publikums mit Licht, Schatten und Geräuschen, ausgelöst durch Bewegungen von kleinen Metallstrukturen im Inneren der Glasskulpturen. Dieses System agiert unvorhersehbar und entwickelt sich selbstständig immer weiter.

Die französische Künstlerin Justine Emard überlässt dieser fein aufeinander abgestimmten KI den Ausdruck und die Freiheit des Verhaltens und betrachtet sie als eine Metapher für einen lebenden Organismus. Supraorganism schlägt einen faszinierenden Bogen zwischen Natur, neuester KI-Technik und sinnlicher Erfahrung. 

 

 

Mehr Informationen: studio@justineemard.com

Interview: https://zkm.de/en/media/video/justine-emard-supraorganism

 

 


 

Als weltweit sehr bekannte Online-Kunstgalerie hilft Saatchi Art Kunstliebhabern, fast zwanzigtausend digitale Kunstwerke und hochwertige NFTs mittels seines Kurationsteams und der vielen internationalen aufstrebenden Künstler:innen zu entdecken und (natürlich) zu kaufen. 

Wir stellen hier pars pro toto einige mit ihren Arbeiten vor. Aufs Saatchi`s Digitalseite (per Klick s.o.) dann viel viel mehr. 

 

 

 Ein großer Sammler digitaler Kunst ist Cozomo de' Medici, nach eigenen Worten ein großer Förderer der "digitalen Kunstrenaissance", der sein Pseudonym von dem florentinischen Bankier der frühen italienischen Renaissance ableitet. 2021 stieg er in die Krypto-Kunstszene mit 1550 ETH (damals 2,63 Millionen US-Dollar) ein. Seitdem hat er eine vielfältige Sammlung digitaler Kunst auf einer Blockchain zusammengetragen. 

Kürzlich schenkte er dem Los Angeles County Museum of Art 22 Blockchain-Kunstwerke, was nach Angaben der Institution die größte Spende dieser Art an ein amerikanisches Museum ist. 

Einer seiner Künstler ist Dom Qwek, der neben seiner Kunst erfolgreich in der  Spiele-, Film- und Sammlerindustrie arbeitet, was sich durchaus auch in seinen Arbeiten auf diversen Kunstplattformen ablesen lässt wie auch in  Evoke (Video-Still hier):

 

 

Techn. Angaben: Medium: Video (MP4)/ Vertragsadresse: 0xb93...fb9e0/ Maße: 2550 x 3400/ Token-Standard: ERC-721 / Dateigröße: 50MB/ Blockchain: Äther 

 

 

 

  

Beiträge zur Ausstellung

 

Peter Weibel © ZKM, Foto: Christof Hierholzer
Peter Weibel © ZKM, Foto: Christof Hierholzer

 

 

 

»Neue Wissensfelder«

Peter Weibel, 

künstlerisch-wissenschaftlicher Vorstand des ZKM, 

im Interview zur Ausstellung »Renaissance 3.0«

 

zum PDF klicken >>>

 

Mai 2023                                                                                                                       Paul Kroker

 

Kommentare: 1
  • #1

    Christian Kruse (Montag, 08 Mai 2023 20:53)

    "Werde ich träumen?" fragt der Computer SAL 9000 in 2010, das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen, bevor er der Zerstörung überlassen wird.
    Do Androids dream of electric Sheep? (Philip K. Dick)