Mutterland, Kiew (2023)
Mutterland, Kiew (2023)
Gemälde von Nazanin Pouyandeh
Gemälde von Nazanin Pouyandeh


KUNO-Newsletter

kulturimnorden@gmail.com 

Von investigativen Journalistinnen: Tödliche Geheimnisse (ARD)

Zum Film hier klicken

 

Investigative Journalistinnen und Berliner Baumafia

 

„Tödliche Geheimnisse“ ist eine anspruchsvolle und ansprechende Krimi-Langzeitserie mit bislang drei Folgen in vier Jahren. Und jeweils mit einem exzellenten Cast.

Aber die PR dazu läuft, als sollte davon möglichst nicht viel Aufhebens gemacht werden, was vielleicht auch schon der 08-15-Titel dieser Serie unterstreicht. Und dass sich nur noch wenige Indizien der ersten beiden Folgen in Mediathek wie im ganzen Web auffinden lassen. Kein Trailer mehr, obwohl die zu ihrer Zeit ausgestrahlt wurden. Der jetzige ist gleich wieder nach der Samstagabend-Sendung aus dem Netz genommen worden. Nur noch ein paar kaum aussagekräftige und qualitativ brauchbare Fotos. Irgendwie wird das hier alles selbst zum „Geheimnis“: eine TV-Serie, die die Spuren ihrer eigenen Existenz verwischt.

 Warum denn aber, was sind die Hintergründe dieser Auslöschung? An der Qualität kann´s wohl kaum liegen, denn das hat eindeutig Filmformat. An der Brisanz der Themen vielleicht? Geht es doch mal um politische Hinter- und Abgründe im Umgang mit den TTIP-Dokumenten wie in Folge 1/ 2016?!

Oder aktuell um die Berliner Baumafia von ganz oben in Wirtschaft und Politik bis ganz unten zu den illegalen Hungerlöhnern aus Osteuropa. Und das sowas aufgedeckt wird von einem mutigen, intelligenten Journalistinnen-Paar (Nina Kunzendorf/ Anke Engelke). Auch dank einer änigmatischen Whistleblowerin. So hoch interessant diese Figur, so grandios die darstellerische Leistung von Petra Schmidt-Schaller, so letztlich ein wenig leichtfertig und ethisch zu indifferent an diesem Punkt Regie und Drehbuch, gerade weil die suspekten Seiten dieser dritten Frau immer stärker in den Vordergrund rücken.

Andererseits ist hoch anzurechnen, sich gerade jetzt des Themas Enthüllungsjournalismus anzunehmen, besonders angesichts der Situation eines Julian Assange, dem die Auslieferung in die USA und absurde 175 Jahre Gefängnis drohen. Dass hier Menschenrechte und ein Menschenleben in Gefahr sind, haben unmissverständlich UN- und EU-Institutionen, der PEN wie auch hierzulande verschiedentlich Presse und Politik zum Ausdruck gebracht. Respekt einem zu zollen, der von der Pressefreiheit in einer delikaten Frage Gebrauch gemacht hat und dafür nun in Isolationshaft sitzt, für seine Rechte einzutreten, wenn Regierungen in Europa sich mit den Hasstiraden und Auslieferungsforderungen aus den USA gemein machen, ist wohl das Mindeste.

In der ARD-Mediathek bis zum 22.08. inkl. Dann wird wohl auch Folge 3 gänzlich verschwunden sein.

 

 

 

Paul Kroker

Kommentar schreiben

Kommentare: 0