Mutterland, Kiew (2023)
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Gemälde von Nazanin Pouyandeh
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Ulla v. Brandenburg

 

Ulla von Brandenburg: und die Farben?

 

 

Eine umfassende Kunstproduktion wird aufgerufen, was sich nicht sogleich greifen lässt, begreifen wohl in der Ausstellung als Berühren und Anfassen, doch aber nicht begreifen und auf den Begriff bringen. Was ist hier, worum geht es wie und warum? Das wird auch schon aus der Einführung im Museum Weserburg deutlich:

 

Ulla von Brandenburg (geb. 1974 in Karlsruhe, lebt in Paris) verwandelt die Ausstellungsräume des Museums mithilfe von großformatigen Stoffen in farbintensive Traumwelten. In sinnliche Erlebnisräume, die Impulse aufnehmen aus Folklore und Gesang, Theater und Zirkus, Tanz und Architektur. Unterschiedliche Materialien und Gattungen werden dabei im Sinne eines Disziplinen übergreifenden Gesamtkunstwerks zu einer losen Geschichte zusammengeführt: intime Objekte, fantasievolle Filme, Aquarelle und Performances mit vielfältigen Bezügen zu Literatur und Kunstgeschichte, rituellen Handlungen und Anthropologie. Die Künstlerin selbst beschreibt ihr künstlerisches Vorgehen als „räumliche Inszenierung“.

 

Diese aufwändig schwirrende Verbalarabeske, die ganz leicht die Sinne verwirren, schwinden lässt, ist, weil irgendwo alles mit allem in Relation gesetzt wird, den  Einlassungen der Künstlerin zu ihrem Werk durchaus kongenial. Da werden Ausstellungsräume zu "farbintensiven Traumwelten", wobei hier vor Ort zumindest die Intensität des Attributs sich eher rar macht im Sinne von Verblassen und Verbleichen der Farben. Das Rot des größten Raumes ist, wenn überhaupt, nur noch wirklich kräftig und durchdringend auf den Pressefotos. In der Ausstellungsrealität entspricht es eher ausgeblichenen roten, also graurosa Fahnen untergegangener realsozialistischer Regime. Solch Historizität wird dann aber als gewollt vorgestellt dort, wo bei der Vernissage auch eine Tanzperformance stattfand und die Wandverkleidung teilweise der Entsorgung eines polnischen Theaters zuvorgekommen ist. Farblich intensiv sind da allein noch die zurückgebliebenen Kostüme der Tänzer*innen. 

Farbintensiv sind dann auch die eine im Dunklen befindliche Wand des blauen Saals, dann die Videos und das Liegepodest vor dem einen. 

Warum soviel Aufhebens von den Farben? 

Weil die Kraft dieser Künstlerin mit Stoffen und Farben umzugehen, ja sie wirklich kraftvoll zu inszenieren - sie kommt von der Bühne und kehrt auch bald dorthin mal wieder zurück, das strahlte in der Vergangenheit so oft  geradezu enorme Faszination aus und vermittelte Kunstgenuss von seltener Erhabenheit.

Einen Eindruck davon vermittelt noch das Video der Ausstellung in der  Kunstsammlung NRW / K21 (2017): https://vimeo.com/229568279.

 

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