"Er gilt als Maler der Sehnsucht: Caspar David Friedrich. Sein 250. Geburtstag ist in Deutschland 'das' Kunstereignis des Jahres, mit Ausstellungen in Hamburg, Berlin, Dresden, Greifswald und sogar New York. Wer war dieser Caspar David Friedrich?" fragt das Video von ARTE und: "Wir folgen seinen Spuren, reisen an seine Sehnsuchtsorte und treffen Künstler*innen, die er inspiriert hat.
Der Schriftsteller Florian Illies nähert sich in seinem Buch Zauber der Stille dem Menschen Caspar David Friedrich an und beschreibt in einer wilden Zeitreise, wie er geliebt, gehasst und vereinnahmt wurde.
Der Landschaftsfotograf Kilian Schönberger sucht auf seinen Streifzügen durch die Natur „Caspar David Friedrich-Momente“ mit der Kamera und hat einen Bildband veröffentlicht: Lockruf der Einsamkeit. „Twist“ hat ihn in die Alpen begleitet.
Inspiriert von Friedrich ist auch die Konzeptkünstlerin Swaantje Güntzel. So wie in der Romantik die Beziehung Mensch-Natur neu ausgelotet wurde, thematisiert auch sie unser Verhältnis zur Natur - mit provokanten Kunstaktionen.
Die Stimmung der magischen Friedrich-Bilder hat auch den Musiker Schiller inspiriert. Er hat den Wanderer über dem Nebelmeer vertont. In seinen sphärischen Klangwolken mischt er elektronische und sinfonische Sounds.
Caspar David Friedrichs Kunst inspiriert – vielleicht, weil sie so erstaunlich zeitlos ist." (ARTE, Twist)
Timecodes des Videos:
0:00 Intro 250.Geburtstag Caspar David Friedrich / Werkschau Hamburg
5:35 Schriftsteller Florian Illies über Caspar David Friedrich
10:04 Fotograf Kilian Schönberger sucht CDF-Momente mit Kamera
14:52 Friedrich und Greifswald
19:35 Friedrich und Videogames
20:51 Friedrich und die zeitgenössische Kunst,
21:33 Künstlerin Swaantje Güntzel
24:00 Musikprojekt Schiller, musikalisch inspiriert von Friedrich
Video auf Youtube verfügbar bis zum 27/01/2025 Mediathek: https://www.arte.tv/de/videos/116057-...
Ólafur Elíasson
Mit The Ephemeral Lake zeigt die Hamburger Kunsthalle anlässlich des 250. Geburtstags von Caspar David Friedrich (1774–1840) im Jahr 2024 eine immersive Installation, welche die einzigartige Ausdruckskraft der Werke des bedeutenden romantischen Malers mit digitalen Landschaften des 21. Jahrhunderts in Wechselwirkung setzt. Das neueste Projekt des dänischen Künstlers Jakob Kudsk Steensen (*1987) verbindet dafür in einer ortsspezifischen Rauminstallation auf besondere Weise Landschaftsmalerei mit neuester digitaler Medientechnologie wie 3D-Animation, interaktivem Design, Virtual Worldbuilding und Ambisonic Sound.
Mit der von Caspar David Friedrich inspirierten, bildgewaltigen Arbeit untersucht Steensen das eindrucksvolle Naturphänomen der »Temporären Seen« (»Ephemeral Lakes«). Der geologische Terminus beschreibt die Bildung von periodisch auftretenden Wasseransammlungen in trockenen, kargen, oft wüstenartigen Landschaften.
Tausende von Fotografien und Scans der Landschaft sowie der Pflanzen- und Tierwelt seiner jüngsten Forschungsreisen ins Death Valley und in die Mojave-Wüste in Kalifornien (USA) kombiniert Steensen mit Hilfe von 3D-Animation, Sound und Lichteffekten zu einer multisensorischen Umgebung.
Bilder von unserem Besuch in der Ausstellung am 23.08.2024 geben eine nachhaltige Bestätigung der Pressemitteilungen der Kunsthalle:
Die sich ständig verändernde virtuelle Welt von THE EPHEMERAL LAKE erzeugt in Echtzeit neue Variationen und interagiert mit eigens für die Installation angefertigten Glas-Skulpturen und einem Raumklang, der in Zusammenarbeit mit der Klangkünstlerin Okkyung Lee und dem Komponisten Lugh O'Neill entstanden ist. Die Audioinstallation reagiert auf atmosphärische Veränderungen in der virtuellen Welt und verbindet Tonaufnahmen aus dem Death Valley mit Instrumentalklängen, die die seismischen Verschiebungen tief unter dem Tal des Wüstensees widerspiegeln.
Die digitale Installation verwandelt zwei übereinanderliegende Säle – den repräsentativen Kuppelsaal und die Rotunde der Hamburger Kunsthalle – in ein immersives Gesamtkunstwerk. Die virtuellen Räume verbinden sich mit den Innenwelten der Besucher*innen zu einer sehr persönlichen Erfahrung und thematisieren so – ganz im Sinne der romantischen Malerei – die Beschäftigung mit der Natur sowie die Beziehung zwischen Figur und Landschaft. (PM, Kunsthalle HH)
Lara Faroqhi
2022_Sunken_Garden_1 / 2022_Weltinnenraum_1_/ 2022_Weltinnenraum_2 /Quartett_4_1 .
Fotografie: Jens Ziehe, Copyright: Lara Faroqhi
wundersame fragmente
Bekannt geworden mit den Arbeiten der Künstlerin Lara Faroqhi (*1968, Berlin) erst am Ende ihrer Ausstellung in Greifswald im März/April aus Anlass des 250. Geburtstags Caspar David Friedrichs, des großen Sohnes seiner Geburtsstadt, wurde mein Interesse nicht eigentlich geweckt durch den Titel ihrer Ausstellung: 12 Arten, das Wachsen zu beschreiben. Auch wenn sich damit, so die Kuratorin Frizzi Krella, eine künstlerische Affinität aufrufen lasse der Berlinerin mit dem Greifswalder wegen ihrer beider Beschäftigung „mit Gesetzmäßigkeiten des Wachsens und des Gestaltens, mit architektonischen und pflanzlichen Formen, mit Raum und Öffnung, mit Chaos und Ordnung“. Außerdem erklärte mir die Künstlerin später, dass sie zu ihrem Titel angeregt worden sei von einer Komposition Hanns Eislers zu einem Filmpoem von Joris Ivens, die sich nennt Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben (1941, hier ein kleiner Auszug).
Wenn diese Arbeiten hier also erheblich vergrößert und in ihren Details auf dem Bildschirm herangezoomt werden können, entdecken wir, dass die Komplexität des experimentellen Nachdenkens sowie die Vielzahl der ästhetischen Suchbewegungen der Künstlerin sich in aller Deutlichkeit einstellen. Die Kuratorin fasst dies konkret im Begriff „filigraner und kraftvoller, leichter und dichter Gedankenlandschaften mit Bleistift, Tinte, Aquarellstift und in Öl, immer wieder abgetastet, überarbeitet, verdichtet, korrigiert und wieder überschrieben, ein Arbeiten mit Clustern und Versatzstücken, Überlappungen, auch Fehlerquellen und dabei schon geschaffene Werke, Linien, einzelne Fragmente wiederverwendend.“
Unter dem digitalen Vergrößerungsglas potenzieren sich so Einzelheiten in den Arbeiten von Faroqhi und verführen zu unerwarteten Entdeckungen und Erfahrungen, entwickeln einen Sog ähnlich den großformatigen Abstraktionen von Cy Twombly, auf dass sich das ausgewählte Fragment sogar in gesteigerten Dimensionen als ganze Wände füllend imaginieren lässt – mit diesen wundersamen Collagen und ihrem wilden Gewimmel von Linien und Flächen, abstrakter Figuren, Zeichen, mal übermalt, mal eingekratzt, hier ein blauer Farbtupfer dort ein roter Strich, hier ein einzelnes Wort, dort kleine vielleicht sogar poesieträchtige Texte. Da tut sich auf eine Welt von Leben, Lebendigkeit, Erinnerungen und Schöpferkraft und lassen uns eintauchen in einen rauschhaften Zustand der Erhabenheit von Kunst.
Dieser Erkenntnis- und Lustgewinn, der sich auch bei den Stills der beiden Animationsfilme der Künstlerin einstellt, auch dann, wenn der biografische, ästhetische Hintergrund noch nicht so explizit präsent ist wie in dem Gespräch zu Vier Stufen .
Und so führt die kreative Rezeption, der spielerische Umgang mit extrahierten Bruchstücken der Arbeiten von Lara Faroqhi auf anderem Weg wieder hin zu revolutionären ästhetischen Prinzipien der Romantik, denn wir erkennen das Fragment in seiner Vielheit ganz anders, konkret und praktisch als „kleines Kunstwerk von der umgebenden Welt ganz abgesondert und in sich selbst vollendet wie ein Igel“ (Friedrich Schlegel).
Und mit einem abschließenden Blick auf die Home der Künstlerin (s.u.) kommt Freude auf über den ästhetischen Gleichklang, der uns da unmittelbar entgegenschallt.
April 2024 Paul Kroker
Stills aus dem Animationsfilm Vier Stufen, 2020, 8:42 Min., Film, Farbe, Ton,
Violine: Juliane Manyak
Film/Stills: Lara Faroqhi
Musik: Heinrich Ignatz Franz Biber "Passacaglia für Violine solo"
aus dem Anhang der „Rosenkranz-Sonaten“
Tontechnik: Robert Niemeyer
Schnitt: Anna Faroqhi
Mehr: Vier Stufen
Zwei Stills des Animationsfilms Wenn das Licht von hinten kommt ,2024,
Film, Farbe, Ton, 2.50 Min.
Stills: Lara Faroqhi
"Der Film ist eine Collage aus übernommenen Skizzen und Notizen von Caspar David Friedrich. In seinen Zeichnungen sammelt der Maler Inspirationen für seine Malerei, die er in einer Landschaft, einem weiten Horizont, einer Ruine findet. Er macht sich Notizen zur Bildkomposition und zu den Verhältnissen von Licht und Größe, um seine Funde später möglichst genau wiederzugeben: Entfernung. Horizont. Mann. Diese Worte könnten einem romantischen Haiku entstammen.
Die musikalischen Improvisationen, aufgenommen von der Geigerin Juliane Manyak, entstanden unmittelbar beim Betrachten des Rohmaterials für den Film." (Lara Faroqhi)
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