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Mutterland, Kiew (2023)
Mutterland, Kiew (2023)
Gemälde von Nazanin Pouyandeh
Gemälde von Nazanin Pouyandeh

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Surrealismus

 

 

Mit dem Hausengel (Der Triumph des Surrealismus) von Max Ernst (1937) nimmt sich schon im Titelbild die Hamburger Kunsthalle 2025  großer Themen des internationalen Surrealismus' an. Und spürt mit RENDEZVOUS DER TRÄUME zentral der deutschen Romantik nach - speziell ihrer Frühphase mit Novalis in der Literatur und den Malern Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge - als für die Bewegung überaus wichtigen Geistesverwandtschaften. Und das in einem Größenverhältnis von - wie es heißt - "über 230 surrealistischen Ikonen großer wie auch neu zu entdeckender Surrealist*innen in neuartigen Kontexten und spannungsvollen Gegenüberstellungen mit über 70 Meisterwerken der deutschen Romantik".

 

Max Ernsts groteske Engelsgestalt als triumphierende Figur aus der Zeit des spanischen Bürgerkriegs gegen die putschenden Francofaschisten  versinnbildlicht zugleich, dass sich Surrealismus als ästhetisches Engagement nicht unabhängig von ethischem und politischem ausmachen lässt. Was wiederum daran erinnert, dass die "Romantisierung der Welt" des Novalis schon zu damaliger Zeit nicht bloß antibürgerliche Opposition sondern vielleicht auch schon ein weitergehendes Revolutionsversprechen beinhalten mag. 

 

Die Träume der Romantiker*innen waren demnach in ihren literarischen, musikalischen wie bildnerischen Werken vor mehr als zwei Jahrhunderten  programmatisch so umstürzlerisch wie die der Frauen und Männer des Surrealismus vor einhundert Jahren und weniger. Ihre Kunst reflektiert stets die Zeit und die sie prägenden gesellschaftlichen Verhältnisse immer verbunden mit alternativen Optionen für eine mögliche Zukunft.

 

Dieses in der Ausstellung konkret angesprochene "Rendezvous der Träume"

sollte also durchaus Ansporn sein, solches auf unsere konkrete Gegenwart hin und deren Zukunft weiter zu träumen. Und nicht nur das. Die Zeiten verlangen das nicht nur hierzulande und waren dafür schon mal wesentlich prekärer. In den Künsten sind Romantik wie Surrealismus durchgängig präsent, wenn auch häufig nur schlagwortartig und inflationär in Praxis wie Kritik. Ihr ganzes Potenzial kann jedoch jederzeit gehoben werden.

 

Mit dieser Schau nimmt die Hamburger Kunsthalle teil an der internationalen Surrealismus-Feier anlässlich des 100. Jubiläums des 1. Manifests des Surrealismus 1924 sowie der ersten Gemeinschaftsausstellung surrealistischer Kunst in Paris 1925. Und ist am Ball von Juni bis Oktober 2025 im Zusammenspiel mit den Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique (Brüssel 2024), dem Centre Georges Pompidou, (Paris 2024/2025), der Fundación Mapfre  (Madrid, Febr.- Mai 2025), und dem Philadelphia Museum of  Art (Nov. 2025 - Febr. 2026). 

 

 

Ernst_Das_Rendezvous_der_Freunde_1922
Ernst_Das_Rendezvous_der_Freunde_1922

Magritte_Die_Zukunft_der_Statuen_1932              Friedrich_Wanderer_ueber_dem_Nebelmeer_um1817

 

          Friedrich_Das_Eismeer_1823_24                              Nash_Totes_Meer_1940-41

Ray_Sternwartenzeit_Die_Liebenden_1970

Alle Fotos hier stammen aus
Pressebilder_Rendezvous der Träume_Surre
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Nun noch neben Friedrich und Runge eine kleine Auswahl von Werken ihrer surrealistischen Nachfahren, die uns besonders gefallen, wie die von Bellmer, Breton, Buñuel, Dalì, Ernst, Klee, Magritte, Medková, Reigl, Tanguy und Zürn. Einige Bilder wie Kunstschaffende konnten wir hier zum ersten Mal wahrnehmen. (Fotos: kunoweb.de)

 

 

Und dann findet sich in der Hamburger Ausstellung überraschend und vollkommen zurecht auch noch die achte Sequenz aus Julian Rosefeldts MANIFESTO (2015), der großen thematischen Hommage an Surrealismus und Spazialismo. Und natürlich an Cate Blanchett, dieser wunderbaren Solodarstellerin in allen 13 Episoden von Rosefeldts filmischem Meisterwerk:

 

 

 

SWR Kultur

100 Jahre Surrealismus – Was fängt die Kunst mit der Wirklichkeit an?

Forum · 20.06.2025 · 44 Min.

 

 

 

Nachträge

 

 

                                                                                        Paul Kroker, Juli 2025

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