Domain: www.kunoweb.de

Mutterland, Kiew (2023)
Mutterland, Kiew (2023)
Gemälde von Nazanin Pouyandeh
Gemälde von Nazanin Pouyandeh

Newsletter

kulturimnorden@gmail.com 



 · 

Kunstcoup

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kunstcoup

des MAGA-Clans

 

Vollgepumpt mit $TRUMP/ KI/ Allmachtswahn dealen sie jenseits des Atlantiks womit und wo immer möglich.

Nach Attacken auf Personal und Strukturen im eigenen Kultur- und Bildungssektor und jüngst auf die US-Museen haben sie nun ganz groß, quasi internationalistisch die Kunstbiennale in Venedig 2026 im Visier. Mit einer lokalen Duftnote aus dem Hause des Renaissancekünstlers Tizian sollen dazu ihr kulturelles MAGA-Profil aufgewertet und im trumpigen Stil eines kapitalistisch-libertärer Straßenköters die Bäume der Giardini angepinkelt werden und das für die Fans mit wedelndem Schwanz.

 

Promotionsvideo für den US-Pavillon in Venedig 2026
Promotionsvideo für den US-Pavillon in Venedig 2026

 

„Die Idee ist so einfach wie radikal“, schreibt Oliver Koerner von Gustorf,  man „möchte das letzte und besterhaltene Gemälde aus Tizians sogenannter "Poesie-Reihe" mit einem mythologischen Bild in den US-Pavillon der Biennale hängen: das Renaissance-Meisterwerk  Der Raub der Europa aus dem Jahr 1562.“ 

 

 "Der Raub der Europa" von Tizian aus Vercelli 1562 (Ausschnitt)
"Der Raub der Europa" von Tizian aus Vercelli 1562 (Ausschnitt)

 

Einfach, denn MAGA kann natürlich auf das Gemälde aus dem heimischen Isabella Stewart Gardner Museum in Boston zugreifen. Das heißt auf Englisch The Rape of Europa, also ohne Umschweife: Die Vergewaltigung Europas. Nicht Raub, nicht Entführung wie bei anderen Bildern großer Künstlern zum selben antiken griechischen Motiv leicht verhaltener. Denn „das passt als rechte Interpretation voll ins Konzept,“ so von Gustorf: „Europa, von Zeus, der sich in einen Stier verwandelt hat, auf dessen Rücken entführt und vergewaltigt“ weist nicht nur bildstrukturell, sondern auch ideologisch passend zur Blickrichtung nach rechts. Was da wohl passiert... Kongenial entspricht auch  zur strategischen geopolitischen Haltung zu  unserem Kontinent. 

 

 

Kolumne, Oliver Koerner von Gustorf, monopol, 08.08.2025
Kolumne, Oliver Koerner von Gustorf, monopol, 08.08.2025

 

Radikal handeln dann die Protagonisten des Venedig-Clans, Curtis Yarvin und The Unsafe House, die Tizian für die MAGA-Kunstaktion instrumentalisieren wollen und „dieses rape-Bild in den Pavillon hängen und alle ‚Künstler‘, die sich bewerben, einladen, was zum Thema rechte Vergewaltigung zu malen.“ Wir sind so gespannt darauf!

Denn das Vorbild für dero künstlerisches Schaffen gibt dann wohl nicht so sehr der Maestro aus Vercelli ab als vielmehr sie so videogerecht in den Armen des kolossalen Golden Trump: Eine deutlich jüngere Barbie, nicht unähnlich seiner nunmehr 60jährigen Justizministerin  Pam Bondi.

 

 

 

In seiner Kolumne zeigt der Autor detailreich, wie die Kulturrechte in den USA versucht, kulturhistorisch in den Fußstapfen ihrer demokratischen Vorgänger:innen, diese bei der Eroberung der kulturellen Hegemonie in den USA zu beerben. Wenn sie auch  selbst  nur ein pseudokritisches „symbolisch aufgeladenes Theater über die aktuelle, irgendwie auch sexy Grausamkeit der Welt, Kriege, Hungersnöte, Spiritualität, Fashion inszeniert.“ Natürlich auch mit einem dezidierten „Schluss mit der Aufklärung, etwas high end fun in diesen schrecklichen Zeiten muss noch drin sein.“

 

 

Dazu tun sich der niederländisch-ägyptische Künstler Tarik Sadouma und das Team von „The Unsafe House“ mit Curtis Yarvin, in eigenen Worten der „dark lord of the tech right, zusammen, „um den schlimmsten Albtraum der Kunstwelt wahr werden zu lassen – einen „trumpifizierten“ amerikanischen Pavillon auf der Biennale in Venedig 2026. Mit einem Kulturputsch“, wie  es im englischen Untertext des Promotionvideos heißt. 

Auf geht‘s zum großen Finale: ein Dämonen-Glitzerregen geht auf Venedig nieder, eine gigantische Flutwelle schwappt über die Stadt, alle sind besessen vom MAGA-Teufel, die ganze elitäre Kunstwelt geht vor die Hunde oder schwenkt über, diese Leute auf der LGBTQ-Demo, Laser-Zombies mit brennenden Pride-Flaggen.

Zoomt man auf den US-Pavillon im Hintergrund lässt sich dort entziffern: "SALON DES DEPLORABLES" (Salon des Pöbels), dem wohl das höhnisch-satanische Schlussgelächter der Macher des Videos gilt.

Vom Pavillon-Kommissar der US-Regierung hat man schon eine Zusage für ein venezianisches „Dark Enlightment“. Frage nur noch, ob es denn von Trumps Kulturkürzungen ausgenommen und vor allem von seinem Ego gar angenommen wird. 

 

 

Wurde früher in wichtigen Werken der amerikanischen Gegenwartskunst und auch im Biennale-Pavillon mit US- wie ausländischen Künstler:innen tatsächlich und oft schmerzhaft mit gesellschaftlichen Tabus gebrochen. So geht es jetzt wohl darum, etwa bei einem Raub, der eigentlich und real ein rape ist, frei von alten Tabus Vergewaltigung als rechtsrechten Liebesakt zu feiern. Und dazu dann auch noch von Tizians Kunst geweiht und vom Frauenraub, den Entführungen und Aktdarstellungen aller anderen klassischen Kunstwerke. Offensichtlich bedürfen rechte Kunstprodukte und -produktionen eines ideologischen Missbrauchs von Tradition und der nicht minder ideologischen Geschichtsfälschung. Akte in der Kunst werden dann zu brutalo oder kitschigem Pseudoporno, wie man ihn von Jeff Koons & Cicciolina kennt.

 

Um Missverständnisse zu vermeiden:  Sie kämpfen natürlich auch für Freiheit und auch die hat Tradition. Was darunter zu verstehen ist, markieren klar die Namen nur einiger von ihnen wie Elon Musk, Peter Thiel, J.D.Vance und natürlich an dieser Stelle nicht zu vergessen: der dunkle Lord und sein Kumpan von „The Unsafe House“.

 

                     Der dunkle Lord             und sein Kumpan vom          Unsafe House

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0