Mutterland, Kiew (2023)
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Gemälde von Nazanin Pouyandeh
Gemälde von Nazanin Pouyandeh


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Zum Geleit

 

 

1974 Neapel: Publikumsperformer  

 

 

Marina Abramovic on performing "Rhythm 0" (1974)

Die Künstlerin als Objekt der Begierde, sechs Stunden lang mit 76 verschiedenen

Materialien traktiert - von einer Rose bis zum Revolver. 

 

Geschichte ihrer Performance I

 

"Das Leben ist ein Traum, und der Tod ein Erwachen."  Marina Abramovic plaudert mit dem Künstler Jared Leto knapp 7 Minuten lang über die Macht des Blicks als unverstellte Kommunikation, die Unausweichlichkeit des künstlerischen Zugriffs, heutige Technologieabhängigkeit und darüber, wie die simpelsten Dinge ins Vergessen geraten. Und über Leben-Kunst-Liebe als fundamentales Lebensgefühl zur Verankerung im Jetzt.

Das alles wird untermalt von Fotos und Videosequenzen.

 

Geschichte ihrer Performance II

 

"Die Kunst der Performance ist mentale und physische Konstruktion, die der Performer in einer bestimmten Zeit in einem Raum vor dem Publikum macht. Da findet ein Energieaustausch statt. Das Publikum und der Performer machen das Stück gemeinsam. Der Unterschied zwischen Performance und Theater ist enorm. Im Theater ist das Messer kein Messer und das Blut ist Ketchup. In der Performance ist das Blut das Material und die Rasierklinge ein Werkzeug. Es gilt die Echtzeit. Ohne Probe, ein einmaliger Akt. Wichtig an der Performance ist, dass alle Menschen Angst vor Leid, Schmerz und Sterblichkeit haben. Nun, ich inszeniere diese Art von Ängsten vor dem Publikum. Ich benutze seine Energie und mit dieser Energie kann ich meinen Körper so weit  wie möglich entgrenzen. Und dann befreie ich mich von diesen Ängsten. Und bin ein Spiegel. Was ich  für mich selbst tun kann, kannst du auch für dich tun.

Ich möchte etwas zeigen, das mein Leben wirklich verändert hat. Das war der Auftritt im MoMA 2010. Ich sitze drei Monate lang vor einem Tisch und einem leeren Stuhl, jeden Tag acht Stunden und zehn Stunden am Freitag. Ich habe mich nie bewegt. Dann entfernte ich den Tisch.

Das Publikum dieser Performance war keine Gruppe mehr, es waren Einzelne, ein Verhältnis eins zu eins. Ich beobachtete diese Leute, die vor mir saßen. Sie wurden auch noch von den anderen Menschen beobachtet, gefilmt und fotografiert. Sie wurden von mir beobachtet, und es gab keine Möglichkeit zu entkommen, außer zu sich selbst. Und das macht den Unterschied. Ich sah so viel Schmerz und Einsamkeit. So viele unglaubliche Dinge in den Augen der anderen. Ohne ein Wort.

Und als ich nach drei Monaten von diesem Stuhl aufstand, verstand ich, dass ich nicht mehr dieselbe war. Ich hatte nun eine starke Mission: Dass ich diese Erfahrung an alle weitergeben muss. So entstand die Idee, ein Institut für immaterielle darstellende Kunst zu gründen. Immateriell bedeutet: Performance ist zeitbasierte Kunst."

 

Die Autobiografie

Lese- und Hörprobe

 


 

The Artist Is Present (2010)

 

Die emotionale Kommunikation mittels des Blicks erlebten 750.000 Menschen im  Museum passiv, davon 170.000 aktiv, einzeln auf einem Stuhl der Performerin vis-à-vis.

 

Seven Easy Pieces (2007)

 

"Der Film Seven Easy Pieces über Marina Abramovic handelt vom performenden Körper und davon, wie er die Menschen ihm gegenüber innerlich beeinflusst, betrachtet und in die transzendentale Erfahrung einbezieht als seinem Haupteffekt. Zeremoniell und meditativ sind die gemeinsamen Antworten auf die einwöchige Veranstaltungsreihe, die im November 2005 im Guggenheim-Museum in New York stattfand. Das Kunstereignis wurde zu einem gesellschaftlichen Phänomen, die sieben Performances wurden zum Gesprächsthema der Stadt, weil sie unter den Besuchern ein Gefühl der Sublimation wie bei einem Gebet hervorriefen. Der Film versucht, die Mechanismen dieser transzendentalen Erfahrung aufzudecken, indem er nur den Körper der Performerin zeigt, der die in jedem Stück eingeschriebenen Ereignisse im Detail zeigt sowie die Zerbrechlichkeit, Vielseitigkeit, Zähigkeit und unbegrenzte Ausdauer des Körpers. 

Eine wahre Faszination geht von der Offenbarung der physischen Verwandlung des exponierten Körpers von Marina Abramovic aus, auch durch die strenge Disziplin, jeden Tag sieben Stunden lang ohne jegliche Beschränkung. Der unerbittliche Fortschritt der Zeit rollt jeden Tag akustisch durch das Gebäude  wie ein Ozean und demgegenüber präsentiert sich die Standhaftigkeit der Künstlerin in respektheischender Stille. Die von der Performerin geforderte Disziplin war von Stück zu Stück ganz unterschiedlich und bleibt letztlich ein großes Rätsel. Ebenso wie das aufmerksame Publikum in Kunst und Ästhetik von Marina einbezogen wird. Es war so etwas wie eine klösterliche Aura der Mystiker unter uns Zuschauern. Und der Film, der sich auf Marinas auch kleinste Veränderung unter den Belastungen während der langen sieben Stunden eines jeden Stückes konzentriert, erforscht auf systematische Weise einen Körper ohne Grenzen und steigert das Bewusstsein dafür, wie partizipatorisch Körperkunst ist. 

Der Film ist 90 Minuten lang und folgt der Linearität des Wochenereignisses, von Körperanspannung, Zuschauerbeteiligung, Konfrontation bis zum Zeremoniell und der Partizipation so, wie von Marina Abramovic entworfen. Dabei wird das Publikum erkennen, wie sehr dieses Projekt über die ihm eingeschriebene Ästhetik aufklärt, die die physische und emotionale Erfahrung über die Vernunft, den Prozess über die Ikonographie stellt und die Macht der Zuschauerbeteiligung  bezeugt."

 

Babette Mangolte, Regisseurin

Das Programm:

1) Seven Easy Pieces by Marina Abramovic directed by Babette Mangolte
USA, Art / Artist, 2007, 00:09:37
November 9, 2005: Marina Abramovic re-performing: Bruce Nauman, Body Pressure, 1974

2) Seven Easy Pieces by Marina Abramovic directed by Babette Mangolte
USA, Art / Artist, 2007, 00:09:42
November 10, 2005: Marina Abramovic re-performing: Vito Acconci, Seedbed, 1972

3) Seven Easy Pieces by Marina Abramovic directed by Babette Mangolte
USA, Art / Artist, 2007, 00:02:47
November 11, 2005: Marina Abramovic re-performing: VALIE EXPORT, Action Pants, Genital Panic, 1969

4) Seven Easy Pieces by Marina Abramovic directed by Babette Mangolte
USA, Art / Artist, 2007, 00:19:58
November 12, 2005: Marina Abramovic re-performing: Gina Pane, The Conditioning, first action of Self-Portrait(s), 1973

5) Seven Easy Pieces by Marina Abramovic directed by Babette Mangolte
USA, Art / Artist, 2007, 00:15:49
November 13, 2005: Marina Abramovic re-performing: Joseph Beuys, How to Explain Pictures to a Dead Hare1965

 

>>>Besonders zu empfehlen: "Lips of Thomas":<<<


6) Seven Easy Pieces by Marina Abramovic directed by Babette Mangolte
USA, Art / Artist, 2007, 00:28:32
November 14, 2005: Marina Abramovic re-performing: Lips of Thomas, 1975

7) Seven Easy Pieces by Marina Abramovic directed by Babette Mangolte
USA, Art / Artist, 2007, 00:08:01
November 15, 2005: Marina Abramovic Entering the Other Side, 2005

 

The Cleaner (2017)

 

Die Autorin der Deutschen Welle Julia Hitz (zum Artikel  hier oben.klicken) nahm 2017 in Stockholm an einer Gruppenperformance unter dem Titel "The Cleaner" teil, wo in einer ehemaligen Kirche eine Woche lang für acht Stunden an der Reinigung von Körper und Seele gearbeitet wurde.

Dabei geht Julia Hitz verschiedenen Fragen nach, welche Gefühle sich in dieser "sakralen Klanglandschaft", die von 30 Chören bespielt wurde, sich bei ihr einstellten. Und: "Wie lebt es sich innerhalb einer Performance?" "Ist das nun Kunst oder Esoterik?" Das Verhältnis von Performance, Re-Performance, Nachlass und Nachhaltigkeit?

 

Kunst - Mode - Schönheit

 

Marina Abramović: Embracing Fashion | Art21 "Extended Play"

 

Schließlich: Alles nur Theater?

Bob Wilson inszeniert MA

 

 

Manchester

 

 

Holland Festival

 

UBU-Filme zur Künstlerin

Was macht das Marina Abramovic Institute ?

Die Download-Frist ist leider abgelaufen.  

 

eine Online-Ausstellung kuratiert von Paul Kroker

zuletzt : 01.11.2023

 

Kommentare: 2
  • #2

    Fulvia (Sonntag, 05 August 2018 15:42)

    Scaring
    challenging
    moving
    focused
    100% life
    - just beautiful.
    Danke, Paul.

  • #1

    Lisa (Donnerstag, 17 Mai 2018 20:58)

    Durch die Ausstellung der vielen Projekte von Marina Abramovic ist mir der Unterschied zwischen Performance und Theater klar geworden. Marina Abramovic ist eine wahre "Extremkünstlerin", die für Ihre Projekte ihr Leben riskiert.
    Eine tolle Ausstellung!

 

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                                                                                                             28.06.2018