Mutterland, Kiew (2023)
Mutterland, Kiew (2023)
Gemälde von Nazanin Pouyandeh
Gemälde von Nazanin Pouyandeh


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KI & KUNST 1

 

 

Universal Everything

 

Infinity - Endless Video Artwork

von Universal Everything Studio, seit 2012 ein loser Zusammenschluss von Entwickler*, Künstler*, Programmierer*, Sound- und Motiondesigner*innen.

Der Arbeit liegt zugrunde eine maßgeschneiderte Codierung und die neueste Apple M1-Chip- oder Nvidia-Grafiktechnologie.

Dieser unendliche Stream mit Tausenden unterschiedlicher Figuren mit verschiedenen Eigennamen wird aus dem UE-Studio übertragen, das zu 100 % mit erneuerbaren Energien und Solarzellen betrieben wird (Angaben der Hersteller).

 

 

 

"Das Jahr der Künstlichen Intelligenz"

 

Warum manch' Presseorgan, so etwas gerade jetzt, Anfang 2023 verkündet und nicht schon vor drei, vier oder zehn Jahren...?! Jedenfalls bestätigt das, dass auch im Kunstsektor Begriffe wie Digitale Kunst/ Digitalkunst/ Computerkunst immer mehr verschwinden hinter dem in Mode kommenden Begriff der KI-Kunst, also Kunst mittels Künstlicher Intelligenz, die allerdings genauso  computergeneriert ist wie digitale Bildkunst schlechthin. Die große Verwirrung unterm Begriffshimmel klärt dann vielleicht wenigstens versuchsweise besser Wikipedia.

Das interessiert die Öffentlichkeit meist wenig oder viel weniger spätestens seit 2018, als das Portrait of Edmond de Belamy, ein nicht sonderlich ansehnliches mit Computern hergestelltes Bild, für mehr als 400.000 US-Dollar versteigert wurde. Womit eine eigentlich altersschwache Diskussion wieder anhob: Ob, was denn aus dem Computer komme, noch Kunst sei.  Wer oder was schaffe denn nun diese Kunst? Mensch oder Maschine?

Solche Entweder-Oder-Fragen aus medialen sowie auch selbst aus Künstlerkreisen, geboren vielfach aus Unwissen, Angst oder Neid, hatten sich auch beim Medium Fotografie in seinen Anfängen gestellt, dann aber recht bald verflüchtigt. Nun aber, in den Zwanzigern dieses Jahrtausends ist die KI, seit langem schon Forschungsgegenstand an Kunst-Akademien und Universitäten, auch in die Welt der Künste wohnberechtigt eingezogen und erzielt als NFT* sogar Millionenverkäufe wie die des US-Amerikaners Beeple aka Mike Winkelmann (*1981). Und gerade seine Generation tritt in der letzten Zeit im Kunstbereich immer wirkmächtiger auf. 

Aus ihren Reihen stellt KUNO in der ersten Ausstellung 2023 mit KI + Kunst – Produktion + Rezeption einige Künstler*innen vor, die sich durchaus  klar, und selbst für Laien verständlich, äußern zu Funktion und Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für die Kunstproduktion.

 

* engl. Kurzwort für eine einzigartige Werteinheit, gesichert durch einen exklusiven Zugriff (Blockchain), besonders beliebt im Austausch von Kunstwerken wie im Gaming-Sektor. Beeple erzielte Verkäufe umgerechnet im Bereich von mehreren hundert Millionen Dollar.

 

 

 

 

 

 

Refik Anadol

 

 

 

 

Unsupervised von Refik Anadol (*1985 Istanbul), die aktuelle Installation im Museum of Modern Art – noch bis zum 5. März –, „denkt“ nach Angaben der Pressestelle nun schon „darüber nach, wovon eine Maschine träumen könnte, nachdem sie mehr als 200 Jahre Kunst in der Sammlung des MoMA gesehen und verarbeitet hat.“ Anadol nutzt künstliche Intelligenz, um den Datensatz des Museums neu zu interpretieren und zu transformieren, um so neue Formen, Bilder und Animationen zu schaffen. Sein Projekt der letzten acht Jahre verwendet auf mehreren Stufen ein sehr raffiniertes maschinelles Lernprogramm

 

1. um den öffentlich zugänglichen Datensatz der MoMA-Sammlung zu durchsuchen, sortieren und zu klassifizieren und in 1024 Dimensionen aus-zuarbeiten; 

2. dann ein maschinelles Lernmodell zur besseren Navigation; 

3. nach monatelangem Lernen eine benutzerdefinierte Rendering-Software und

4. schließlich noch einen Supercomputer für permanent neue Daten.* 

 

Was für Laien erstmal komplex und kompliziert klingt, führt in der Realität der KI-Kunst dann zu sich ständig ändernden visuellen Elementen, die nahezu augenblicklich in extrem hoher Auflösung gerendert werden. So kommt es dann dazu, dass die Maschine von moderner Kunst „träumen könnte" – einen schier unendlichen Traum. 

 

 

 

*zu 1.: mit Open-Source-Software wie dem UMAP-Algorithmus,

  zu 2.: mit einem Generative Adversaria Network (StyleGAN von NVIDIA),

  zu 3.: Rendern in der Computergrafik heißt die Erzeugung eines Bildes aus Rohdaten (z.B. HTML u.a.),

  zu 4.: mit der Open-Source-Software VVVV, Pytorch und das NVIDIA DGX-System.

 

 

19. November 2022–5. März 2023. IN2509.5. Foto von Robert Gerhardt.
19. November 2022–5. März 2023. IN2509.5. Foto von Robert Gerhardt.
The artist behind an epic installation at MoMA answers seven questions about the new realms explored in his data-driven work.
The artist behind an epic installation at MoMA answers seven questions about the new realms explored in his data-driven work.

 

Die KÖNIG GALERIE präsentierte mit Premiere am 20.Januar 2022 MACHINE HALLUCINATIONS: NATURE DREAMS, "die groß angelegte Einzelausstellung von Refik Anadol in Deutschland. Fast zwei Jahre nach seiner ortsspezifischen Installation LATENT BEING kehrte der Künstler nach Berlin zurück, um die ästhetischen Ergebnisse seiner Recherche an der Schnittstelle von menschlichem Bewusstsein, Naturarchiven und maschineller Intelligenz zu zeigen.

MASCHINENHALLUZINATIONEN: NATURE DREAMS, speziell für die KÖNIG GALERIE konzipiert, umfasst drei neuartige ästhetische Ansätze für einen riesigen fotografischen Datensatz der Natur:

  • Eine riesige Datenskulptur mit maschinell erzeugten, dynamischen Naturpigmenten mit dem Titel NATURE DREAMS,
  • vier neue Serien von Datenbildern und
  • WINDS OF BERLIN, eine ortsspezifische, öffentliche Kunstprojektion auf dem Turm von ST. AGNES, die auf der Grundlage von in der Stadt gesammelten Echtzeit-Umweltdaten entstanden ist.

NATURE DREAMS ist eine architektonische Ausstellung synästhetischer Realitäts-experimente auf der Grundlage von GAN-Algorithmen*, die von der künstlichen Intelligenz entwickelt und von der Strömungsdynamik inspiriert wurden, und verwandelt Datensätze in latente multisensorische Erfahrungen, um die Schönheit der Erde, die wir teilen, in Erinnerung zu rufen." (aus einer Stellungnahme der Galerie)

 

*Ein Generative Adversarial Network, kurz GAN, ist ein Machine-Learning-Modell, das in der Lage ist, Daten zu generieren. 

 

 

 

 

Jason Allen

 

 

 

Am 29. August 2022 landet bei einem Kunstwettbewerb im US-Bundesstaat Colorado ein Bild auf dem ersten Platz, von einer Software generiert und mit einem französischen Titel: Théâtre d'Opéra Spatial, entstanden dank des Text-zu-Bild-Programms Midjourney. Neben dieser KI gab es allerdings auch einen sich zum Werk bekennenden Autor: den 39 jährigen Jason Allen, Chef eines Game-Unternehmens und also durchaus technologisch kompetent. Und kunstaffin, wie auch dem Video zu entnehmen.

So nahm er die Ausschreibung für den Wettbewerb explizit für die Sparte digitale Kunst an. Was in der Berichterstattung oft ebenso übersehen wird wie die bescheidene Preissumme von gerade mal 300 US-Dollar. Jason Allen bezeugt glaubwürdig, dass er sein Bild in mindestens achtzigstündiger Arbeit geschaffen habe dank der o.g. KI Midjourney und einem Dutzend immer weiter entwickelter Prompts*, die er verständlicherweise nicht verrät, denn darin besteht eine besondere Kunst von Künstler*innen, die mit KI arbeiten.

 

 

* aus engl. Computersprache: Eingabeaufforderungen

 

 

 

 

 

 

Susi Gelb

 

 

 

Susi Gelb (*1985) präsentiert auf ihrer Einzelausstellung in Zürich 2022 mit Whirled_Z ihre erste Arbeit in „klassischer Kooperation“ mit der KI Stable Diffusion, die sie als öffentliche Software  einsetzt, um „eine Trilogie zum Thema Vortex, also dreier bildgewaltiger Strudel, zu erzeugen, die einen richtig reinziehen und etwas total Immersives haben.“ Also, so unterstreicht die Künstlerin, in Richtung auf „Ursprung der Welt, den Urknall, oder blickt man in die Zukunft, in der vieles zerstört ist.  Explosionen, Rauch, Feuer, Wasser, Elemente.“ Und natürlich in Zusammenhang mit „Klimawandel und menschengemachten Problemen“.

Nach dieser verbalen Kaskade zu ihren Themen, „für die die KI ganz offensichtlich trainiert war“, kommt Susi Gelb nun explizit darauf zu sprechen, was auch andere Kolleg*innen immer wieder betonen: Ohne vorherige Eingabe von Begriffen und Wortkombinationen in den Text-Bild-Generator, ohne also die Prompts seitens des künstlerischen Menschen, ohne die Auswahl der geeigneten Videoclips für das Schnittprogramm, wäre ein künstlerisches Werk wie das von Susi Gelb nicht erstanden. Und natürlich auch nicht ohne einen leistungsstarken Grafikprozessor (engl. GPU) zur Optimierung und Beschleunigung beim Erstellen von Videos. 

 

 

 

 

 

Ahmed Elgammal

 

 

 

Einer, der sich schon lange mit künstlicher Intelligenz in der Kunst beschäftigt, ist Ahmed Elgammal, Professor, Forscher, Autor und Unternehmer. Als Pionier untersucht er seit mehr als zwei Jahrzehnten, ob KI ohne menschliches Eingreifen kreativ sein kann. Als erfolgreicher Künstler versucht er, der Welt zwei Dinge zu zeigen: Einmal, was KI selbst erschaffen kann. Und dass sie in Zukunft eine kreative Partnerin für Künstler*innen sein kann. KUNO stellt ihn vor als Künstler, der die KI namens AICAN entwickelt hat, mit der er selbst und andere Künstler*innen arbeiten. 

 

Mehr zur Konzeption des Künstlers und seinen Bildwerken bitte hier unten klicken. 

 

 

 

HG Contemporary präsentiert 2019 Faceless Portraits Transcending Time, eine Zusammenarbeit zwischen der Künstlichen Intelligenz AICAN und dem Künstler, Dr. Ahmed Elgammal. Die Ausstellung zeigt zwei Serien von Leinwandarbeiten, die unheimliche, traumartige Bilder zeigen, die von AICAN erzeugt werden zu Themen wie Sterblichkeit und der Darstellung der menschlichen Figur.

Die erste Serie (s.o. PDF) untersucht die gemeinsame Anstrengung zwischen Mensch und Maschine als historisch spezifischen Moment in der Chronologie der Bilderzeugung, also die Geschichte des Bildes mit dem Porträt als Schwerpunkt. In unserer Gegenwart fordert uns das Aufkommen von KI-generierten Bildern dazu auf, das Kunstwerk nicht nur im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit, sondern auch der algorithmischen Produktion zu betrachten.  

Lukas Cheng

 

 

 

 

 

Roman Lipski

 

 

 

Seit 2017 arbeitet der polnische Maler Roman Lipski in Kooperation mit dem Kunstkollektiv YQP  und dem KI-Unternehmen Birds on Mars mit einem KI-System, das den Maler dank Wissenschaft und Technologie inspiriert wie auch zugleich herausfordert. Denn UNFINISHED basiert auf „einer echten Partnerschaft zwischen einem Maler und einer künstlichen Intelligenz“, so die Macher. Im Mittelpunkt des Projekts steht ein spezifisches neuronales Netzwerk*, das mit Lipskis Gemälden gefüttert wird. Das System analysiert alle Facetten seiner Kunst und lernt so, eine unendliche Menge einzigartiger Bilder zu erzeugen, die wiederum den Künstler zu neuen Kompositionen, Perspektiven und Themen anregen. Ein Jahr lang sind so Maschine und Maler im ständigen Dialog. Dies hat natürlich Roman Lipskis künstlerische Sprache tiefgreifend verändert, wie an Fotos und im Video zu sehen, und ihn immer wieder neue Wege des Ausdrucks suchen und finden lassen.

 

 

* Neuronale Netze, hier das AIR (Artificial Intelligent Roman), dienen der Fehlererkennung und Optimierung von Daten 

 

 

 

 

 

Alex Grein 

 

 

Wie Refik Anadol, Jason Allen und Susi Gelb gehört zu den hier vorgestellten sieben Künstler*innen, deren Zahl auf dieser Webseite gern wachsen darf, auch Alex Grein (*1983, Köln). Auch sie ist Teil der Generation des digitalen Zeitalters und bedient sich entsprechender Techniken. Die  Künstlerin experimentiert immer wieder mit Kreisläufen digitaler Bilder, vom Fotografischen zum Archivarischen wie auch zum Vergänglichen und also mit der Frage, wie Bilder im digitalen Zeitalter überdauern können. So ist dauer dann auch ihre Einzelausstellung 2021 in der Bonner Galerie Gisela Clement betitelt, die sich mit den virulenten Themen wie Klimakrise, Isolation und dadurch veränderter Wahrnehmung von Zeit und Raum beschäftigt. Und zugleich auch bekräftigt, dass eigentlich von Dauer  ausschließlich Wandel und Veränderung sind wie eben Prozesse des Fließens, Zerfließens, Zergehens und Schmelzens – sich deutlich manifestierend in der Installation Speicher von 2020.

 

 

Auf jedem der vier Monitore mittig ein Schmetterling wie aus einer Vitrine toter Insekten – allen vier ist gemeinsam ihr Status als vom Aussterben bedrohte Art. Unter den Faltern jeweils Screenshots von Google Earth. Durch die Animation der Satellitenbilder wird der Stillstand der tierischen Abbilder umso deutlicher.  In ca. zehn Minuten erscheint unter den Schmetterlingen ihr jeweiliger Herkunftsort. Auf dem Weg dorthin werden Landschaften deutlich, wo  unübersehbar in die Natur eingegriffen wurde wie beispielsweise das Braunkohlerevier Garzweiler oder die Tomatenplantagen in Almeria, Andalusien.

Die Künstlerin, Gewinnerin des Landsberg-Preises 2022, geht auch in ihrer Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf (3.3.-9.4.2023) der Frage nach, wie Bilder im digitalen Zeitalter überdauern können. Dabei untersucht sie ihre verschiedenen Kategorien und stellt eine Verbindung vom Virtuellen zum Materiellen her. Wie auch in ihrer Serie Speicher von 2020: 

                                                Ohne Titel (Speicher). 2020, Installation (Teilansicht)

 

Alex Grein blickt mit ihrem experimentellen Setting hinter die Kreisläufe und Wege digitaler Bilder, die von der Produktion, Bearbeitung und Archivierung des Fotografischen in einem umgekehrten Vorgang sichtbar gemacht werden: Mit einer temporären Materialität des stoffartigen Papiers und gekühlt konserviert werden sie für einen Moment haptisch und visuell erfahrbar, um sich dann mit der Schmelze in einem ähnlichen Vorgang des Vergessens und Verbleichens aufzulösen. So lässt uns die Künstlerin an dem oft weniger thematisierten Verfallsprozess teilhaben und bewahrt die Surrogate der Bilder als Flüssigkeit in Flaschen auf. 

Lilian Haberer: „r e f l e x – Alex Grein“

 

Rolling (Pictures on a Screen) 2019

 

Alex Grein nutzt in ihrer Serie Pictures on a Screen sowohl selbst fotografiertes als auch vorgefundenes fotografisches Material. Diese Fotos werden dann mit alltäglichen Gegenständen und Raumanordnungen kombiniert und wiederum fotografiert mit digital illusorischen Resultaten.

 

 

 

 

 

Regina Zacharski

 

 

Mit ihrem wöchentlichen Logbuch – wie mit dem Eintrag Nr. 148 vom 16.01.2023 unter dem Titel Die Suche nach dem Wir – nicht nur zur Pandemie sondern auch  zu anderen existenzbedrohenden Krisen und Kriegen sieht sich Regina Zacharski dem erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys verpflichtet und sucht ihn in Text und Bild  gleichfalls bei digitaler Produktion und der Präsentation im Web zu realisieren. Ganz explizit will sie im „digitalen Raum“ die „Enge des White Cube“ aufheben, um so „Zukunft mit Kunst“ zu gestalten. Der Künstlerin, die ihren Erfahrungsschatz aus Kunst und Performance auch dank digitaler Technologien bereichern konnte,  geht es dabei weniger um die Entwicklung neuer Algorithmen als vielmehr um die kreative Anwendung allgemein zugänglicher Programme, auf dass sich auch hier eine enge Verbindung von Ethik und Ästhetik verwirkliche. 

 

So gelang es ihr, mit größtmöglicher Rapidität künstlerisch auf die herausfordernden Zeitzeichen in der Ära von Corona zu reagieren, und machte es knapp zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie möglich, bereits eine umfangreiche Dokumentation von insgesamt hundert Arbeiten bei KUNO in der Online-Ausstellung zu zeigen wie im eKatalog dazu zu veröffentlichen. Am 5. Februar 2022 wurde schließlich die Web freigeschaltet: https://www.kunoweb.de/2022/01/13/z/. Fünf Tage später dann fungierte ein Webinar mit der Künstlerin auf Einladung des ViLE-Senioren-Netzwerks als Vernissage, die Moderation übernahm  Dr. Markus Marquard (ZAWiW, Universität Ulm), die Präsentation Paul Kroker (KUNO).

 

 

 

 

 

Mit Z betitelten wir Regina Zacharskis Ausstellung und E-Katalog damals nichtsahnend, welche propagandistische Rolle dieses Zeichen zeitweilig annehmen sollte während der russischen Eskalation des Krieges gegen die Ukraine. Vor dem fatalen 24. Februar 2022 konnten wir so noch arglos über unseren  spezifischen Bedeutungszusammenhang räsonieren: 

"Ein Schelm, wer jetzt denkt, Z sei allein zu interpretieren mit Bezug auf Zyklus, Zwischenbilanz, Zacharski, vielleicht noch auf Zeitzeugenschaft. Und eventuell noch auf ein andres Z-Wort? Richtig, auf den 1969er Film Z von Costa-Gavras mit Irene Papas und Yves Montand als kinematografisches Freiheitsmanifest gegen die damalige faschistische Militärjunta in Griechenland."  

 

 

 

 

 

 

 

Diese Entwicklungen im Rahmen der Künstlichen Intelligenz machen deutlich, auf welch hohem technologischen Niveau sich die Kreativität des Menschen bewegen kann und auch sollte, um die kreative Intelligenz der Maschinerie von KI zu neuen interessanten Ergebnissen anzuregen, mit diesen für ein menschliches Gehirn unfassbaren Massen eingegebener Daten und Kombinationen. Dazu bedarf es Text-Bild-Generatoren, die auf textbasierten Eingabeaufforderungen die gewünschten Bildresultate liefern, dies auch auf Basis einer längeren Versuchsanordnung mit modifizierten Texteingaben, was wiederum quantitativ wie qualitativ die Kreativleistung der KI steigern kann.

 

Jedoch wollen wir an dieser Stelle nicht die wachsende Zahl von Digitalkünstler*innen vergessen, die diesen hohen Anforderungen der KI-Kunst – aus welchen Gründen auch immer – nicht nachkommen. Im Web findet man sie in allen Kategorien zuhauf, wobei auch nicht verschwiegen werden darf, dass vielerorts dem Kommerz der Dekoration gefrönt wird.

 

Und zum Schluss noch zur Klarstellung: Hier wurde unter dem Thema KI-Kunst eigentlich nur eine Auswahl abgehandelt, die traditionell zu den sog. Bildenden Künsten rechnet. Nicht aber beispielsweise auch Skulptur oder etwa Architektur, Design und Mode. Und auch nicht die Musik, die als elektronische schon seit Jahrzehnten und unter dem Aspekt der KI immer stärker von sich reden macht, man denke nur im letzten Jahr an die computergenerierte modellhafte Ergänzung von Ludwig van Beethovens 10. Sinfonie, der Unvollendeten !

 

Zum Schluss noch einmal an alle, die sich künstlerisch digital betätigen, die

Einladung, sich an dieser Seite zu beteiligen und eigene Arbeiten einzuschicken. Denn die Ausstellung bleibt offen, Teilnahme ist jederzeit mögllich.

 

 

Januar 2023                                                                                   Paul Kroker

 

 

 

 

 

 

Jakob Kudsk Steensen

 

 

Der Künstler Jakob Kudsk Steensen (geb. 1987, Køge, Dänemark) ist ein Vorreiter im Umgang mit neuen künstlerischen und technologischen Praktiken. Er setzt aktuelle Entwicklungen in der Fotografie und im Bereich von Computerspielen ein, um mehrdimensionale Welten zu erschaffen, die sich auf die natürliche Umwelt beziehen.

Vor Ort erstellte er ein umfassendes Bildarchiv der Umgebung, indem er Tier- und Pflanzenarten mittels Makro-Fotogrammetrie digitalisierte. Am Computer setzte der Künstler seine Fundstücke in 3D um und erzeugte mithilfe der Gaming-Plattform Unreal Engine , die er in seiner Praxis regelmäßig nutzt, eine komplexe, immersive Landschaft.

Berl-Berl ist eine Ausstellung und Onlinewelt, deren Hauptdarsteller ein Sumpf ist – „Berl“, wie es im Sorbischen heißt. Die Arbeit bezieht sich auf die Ursprünge Berlins als Sumpflandschaft, die vor über 10.000 Jahren entstand und wie viele westliche Sümpfe im 18. Jahrhundert trockengelegt wurde.

 

 

 

 

 

 

Martin Wilhelm

 

KI A01 Fotoarbeit Fotopapier auf Aludibond unter Acrylglas 70 x 70 cm 2023 je 3 Exemplare

 

Die Arbeiten sind Teil der Werkserie, die mit einem QR-Code arbeiten. Für jede Arbeit wurde mittels QR-Code-Generator ein eigenes quadratische Muster erzeugt. Das Muster ist eine Ebene, weitere Ebenen liegen davor und/oder dahinter. Diese Ebenen enthalten Fotos, Scans, eigene Zeichnungen oder Abbildungen aus dem Internet in mehr oder weniger bearbeiteten Zuständen. 

In Sender_Empfänger (2017) wurden verschiedene Neuronentypen als Freihandzeichnugen über das QR-Code-Muster gelegt.

In Auge (2019) taucht ein Augenpaar in grafischer Veränderung im Bild auf.

Und für das Bild KI A01 (2023) als aktuellen Beitrag zur Ausstellung wurden Augen eines Kinderspielzeugs und organische Gebilde fotografiert, verändert und in das QR-Code-Muster eingearbeitet. (Martin Wilhelm)

 

Sender_Empfänger (Teilansicht s.u.)
Sender_Empfänger (Teilansicht s.u.)

Sender_Empfänger Fotografik Bedruckte PVC-Folie 

120 x 150 cmBildgröße 100 x 100 cm 2017

je 3 Exemplare

AUGE Fotografik Fotopapier auf Aludibond 30 x 30 cm

 2019 je 3 Exemplare

 

 

 

 

 

Jonas Lund

 

Ein Online-Ausstellungsprojekt 2018/19 in zwei Teilen

Einleitend heißt es:

 

Ausstellungstexte 

KI+Kunst Texte.pdf
Adobe Acrobat Dokument 588.4 KB
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