Mutterland, Kiew (2023)
Mutterland, Kiew (2023)
Gemälde von Nazanin Pouyandeh
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Zwischenhalt der 9

 

ZWISCHENHALT bei KUNO

 

Seit April 1993 hat Martin Wilhelm Kunstausstellungen in seinen Wohnräumen präsentiert. Zeitgenössische Kunst von Künstler*innen aus der Rhein-Main-Region, dem Saarland und Rheinland-Pfalz wurde gezeigt.

Die Idee, den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern eine Online-Ausstellung auf der Webseite von Wilhelm zu bieten, wurde 2023 realisiert. Unter dem Titel „ZWISCHENHALT“ wurden ab Januar Monat für Monat weitere aktuelle Arbeiten vorgestellt. Im Dezember endete die Aktion mit dem zwölften Tableau. 

Auf der Plattform Kultur im Norden – KUNO e.V. hat Martin Wilhelm in der Vergangenheit schon einige seiner Arbeiten zeigen können und so ergab es sich, dass er und seine Kolleg*innen von KUNO eingeladen wurden, einen ZWISCHENHALT 2024 in der Online-Galerie von Kultur im Norden einzulegen. 

Bei Besuchen verschiedener Museen in Oslo fielen Wilhelm die vielen Varianten von Edvard Munchs Werk „Schrei“ auf und inspirierte ihn dazu, seinen Kolleg*innen das Thema Schrei für die Ausstellung bei KUNO unverbindlich vorzuschlagen.

Zusammen mit anderen Werken ist eine sehr unterschiedliche, aber repräsentative Auswahl zum Thema „Schrei“ entstanden. Die Arbeiten umfassen die gesamte Bandbreite von Wut, Trauer, Entsetzen, Schmerz, Glück und Freude.

 

Martin Wilhelm                                                  Steinbach, März 2024

 

9 Künstler:innen on show

 

 

Der kunstgeschichtlich aufgeladene Schrei war als Thema zwar nicht unbedingt verbindlich für die Gruppe und ihre Schau bei KUNO. Dennoch scheint er an den Neun und ihren Arbeiten (bis auf wenige aus 2023) nicht ganz spurlos vorbeigegangen zu sein, wie ja auch Martin Wilhelm einleitend feststellen kann. 

Hier zu jedem Trio nur ein paar stichpunktartige Anmerkungen.

 

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Eher amüsant der Anblick der schreiend-weinenden oder auch nur gähnenden Natur/Kreatur im Bild des Neugeborenen bei Carola Biermann.

Doppelt dagegen und  hoch explosiv bei Klaus Harth der weiße Kreide-Schrei vor schwarzem Hintergrund.

Mit seinen grotesk-expressiven Porträts erinnert Stephan Flommersfeld  an die deformierten Figuren Francis Bacons und auch an Graffiti-Kunst.

 

 

 

 

Carola Biermann

 

 

 

 

Klaus Harth

 

 

 

 

Stephan Flommersfeld

 

 

 

„Der Schrei zerbröselt. Er ist spitz und verdreht sich“ – so verbalisiert Ottmar Schnee Klänge und übersetzt sie in grafische Abstraktion.

„Sehr lange nach Munch“ arbeitet Tobias Schnotale mit kreisförmiger Reduktion, einem Gesichtsfragment und einem Bildrätsel.

Die Figur Schrei 2 bei Martin Wilhelm öffnet ihren Mund eher widerwillig, von Abscheu gepackt. Eingepackt ist schon das Etuikleid, um endlich in Bedeutungslosigkeit (Bild 1) zu entschwinden.  

 

 

 

Ottmar Schnee

 

 

 

 

Tobias Schnotale

 

 

 

 

Martin Wilhelm 

 

 

 

Fern jedes Schreis menschlicher Existenz und vielleicht eher näher dem Urschrei Munchs:

Die Porträts von Gisela Ruth, die Gegenteiliges bezeugen: Ruhe, Wachsamkeit, vielleicht Zufriedenheit – und ein Lächeln.

Solches mag auch die surreale Blätter- und Pflanzenwelt der Julia Baur beherbergen, wären da keine „Hybriden“ - also Achtung bei Betrachtung.

Für Unstimmiges, Asymmetrisches, Schiefes im Alltäglichen öffnet sich die Fotografie von Ute Thiel, ebenso für kryptische Poesie eines Fotos im Foto. 

 

 

 

Gisela Ruth

 

 

 

 

Julia Baur

 

 

 

 

Ute Thiel

 

 

KUNO freut sich, die Arbeiten dieser neun Künstler:innen hier auf seiner Webseite präsentieren zu können bei Ihrem expositorischen „Zwischenhalt“, einem eher länger- als kurzfristigen Aufenthalt dank unserer Ausstellungspraxis.

Dass der künstlerische Reiseleiter, der bei KUNO bestens bekannte Martin Wilhelm seinen Kolleg:innen eine thematische Anregung für ihren Spaziergang bei uns mitgab – ist ein wahres Gastgeschenk. Es rührt, wie er mitteilt, von seinen Osloer Erfahrungen mit den Werken von Edvard Munch und speziell mit der Ikone Der Schrei von 1893. Und das hat auch funktioniert als Inspiration für die Gruppe und ihre Arbeiten. Auf ganz verschiedene Weise manifestiert sich das,  bis hin zur blanken Negation und Abwesenheit des Sujets schlechthin.

 

Und wir von KUNO erinnern uns, dass  anlässlich unserer Ausstellung  vor zwei Jahren Performance – eine kleine Geschichte die norwegisch-deutsche Künstlerin Wenche Nostvøld-Burger dokumentarisches Material beigesteuert hatte von einer Einzel- sowie einer Publikumsperformance vor Ort mit Marina Abramoviç zum 120. Jahrestag jenes Schreis, den der Künstler in der Natur  wahr-genommen hatte. Hier zu verfolgen anhand der Dokumentation von 2022.   

 

 

März 2024                                                                          Paul Kroker, Kultur im Norden - KUNO

 

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